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(963) Demenz und Antipsychotika: Tabletten statt Pflege - Fast die Hälfte der 90-Jährigen sind demenzkrank

(962) Jetzt israelische Bombenteppiche auf die Zivilbevölkerung in Gaza

(961) Ifo-Index sinkt überraschend

(960) Die unsinnigen Millioneneinkommen der Bosse

(959) Starker Anstieg bei psychischen Erkrankungen






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Blog 963 26-07-24: Demenz und Antipsychotika: Tabletten statt Pflege - Fast die Hälfte der 90-Jährigen sind demenzkrank





Die Demenzinzidenz steigt mit dem Alter: von 23 % bei 80-84 Jahre auf fast 45 % bei den 90-Jährigen (Abb. 20101). Für Ende 2021 wurde sie Zahl der in der Altersgruppe 80 bis 84 Jahre auf 180.000 geschätzt (Abb. 29964). Bis zum Jahr 2050 wird nach Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen ein Anstieg der Demenzerkrankten von 1,8 Mio. auf 2,8 Mio. befürchtet (Abb. 30054, 30055). Unter 100 Menschen gäbe es dann 3,9 Demenzerkrankte - ein düsteres Bild. Wahrscheinlich gäbe es nicht genug Pflegepersonal.

Zu viele Menschen mit Demenz bekommen Antipsychotika - trotz der Nebenwirkungen. Aktuelle Zahlen belegen das, und Ärzte kritisieren es. Aber für die richtige Pflege fehlt Personal. Fast alle Menschen mit Demenz zeigen im Laufe der Erkrankung Verhaltensauffälligkeiten, oft sind sie psychische Symptome einer Demenz, Experten sprechen von BPSD, Behavioralen und Psychischen Symptomen der Demenz. Typisch sind Unruhe, aber auch Apathie, Traurigkeit bis zur Depression, Ängste, Stimmungsschwankungen, leichte Reizbarkeit, Halluzinationen, aggressives und enthemmtes Verhalten - etwa sich in der Öffentlichkeit auszuziehen.

Die Symptome sollen gemäß nationaler und internationaler Leitlinien in erster Linie ohne Medikamente behandelt werden. Antipsychotika - auch Neuroleptika genannt - sollten erst dann gegeben werden, wenn die nichtmedikamentösen Maßnahmen nicht helfen oder wenn die Betroffenen durch ihr aggressives Verhalten sich und andere gefährden. Denn Antipsychotika verursachen häufig und schwere Nebenwirkungen, die für Menschen mit Demenz besonders problematisch sind. Es ist aber sehr zweifelhaft, ob diese Empfehlungen im Alltag befolgt werden. Laut einem gerade veröffentlichten Bericht der Barmer-Krankenkasse bekommen etwa 14 von 100 Menschen mit Demenz mindestens ein Antipsychotikum pro Quartal verschrieben. Ausgewertet wurden Daten der rund neun Millionen Barmer-Versicherten von 2017 bis 2022. Jeder fünfte Mensch mit Demenz, der zu Hause lebt, erhielt ein Antipsychotikum. Von denen in Kurzzeit- oder Langzeitpflegeheimen war es sogar mehr als jeder zweite.

Von den Langzeitbewohnern bekam jeder vierte so hohe Dosen, dass man daraus ableiten muss: Entweder bekommen sie die Mittel öfter in hohen Dosen verschrieben oder als niedrig dosierte Dauertherapie. Auch das widerspricht den Leitlinien. Antipsychotika sollten demnach möglichst nicht länger als vier bis sechs Wochen verschrieben werden, und jeden Monat ist zu überlegen, ob die Einnahme des Präparats gestoppt werden kann.

Schon seit zwanzig Jahren ist bekannt, dass Antipsychotika akute unerwünschte Effekte haben - parkinsonähnliche Beschwerden mit Zittern, Gangunsicherheit und Sturzgefahr, Benommenheit, Schwindel, Verstopfung, Sehstörungen, Probleme mit dem Wasserlassen, Gewichtszunahme und Stoffwechselveränderungen mit Gefahr eines Diabetes. Langfristig erhöhen sie zudem das Risiko für Schlaganfälle und einen vorzeitigen Tod. In Studien ist auch von weiteren schwere Nebenwirkungen berichtet worden, aber bislang ist noch nicht gut untersucht, wie häufig darunter Menschen mit Demenz leiden.

Forscher der Universität in Manchester haben nun einige Wissenslücken geschlossen. Demnach treten auch Lungenentzündungen, akuter Nierenschaden, Thrombosen, Herzinfarkte, Knochenbrüche und Herzversagen häufiger auf. Die Studie schloss Daten von 173.910 Menschen mit Demenz ein und ist allein durch diese große Zahl an Betroffenen recht aussagekräftig. 35.339 Patienten hatten neu Antipsychotika bekommen. Das Risiko für Nebenwirkungen war am höchsten in den ersten drei Monaten und unterschied sich etwas je nach Wirkstoff.

BPSD-Symptome entstehen durch verschiedene Faktoren. So kann die Demenz Bereiche im Hirn schädigen, die für die Verarbeitung und Steuerung von Emotionen und Verhalten zuständig sind. Hinter Unruhe, Apathie oder Aggressivität können Schmerzen, Schlafstörungen, ein Harnwegsinfekt oder Verstopfung stecken - oder die Nebenwirkung eines anderen Medikaments.

Auch Hunger kann einen Menschen mit Demenz unruhig oder wütend machen sowie unerfüllte Bedürfnisse, etwa nach Wärme und körperlicher Nähe. Reden pflegende Angehörige aus lauter Erschöpfung unwirsch mit dem Betroffenen oder schreien ihn gar an, ist es vorstellbar, dass dieser aggressiv reagiert oder traurig wird. Ein weiterer Faktor ist die Umgebung. So kann unruhiges Umherlaufen ein Zeichen dafür sein, dass es dem Betroffenen zu laut ist, er sich langweilt oder nicht mehr orientieren kann. In fortgeschrittenen Stadien ist er kaum noch in der Lage zu sprechen, und das Kauen, Schlucken und Atmen wird immer schwieriger. Blase und Darm können nicht mehr kontrolliert werden.

Was tun im Heim, wenn das Personal fehlt? "Im Heim treffen Menschen mit Demenz, die beschäftigt werden wollen oder die uns etwas sagen wollen, auf Zeitmangel und personelle Unterbesetzung", sagt Susanne Johannes, geriatrische Fachpflegerin und Teamleiterin Demenzmanagement im Alfried Krupp Krankenhaus in Essen. "Eine individuelle Betreuung ist hier nicht möglich.

Dieses Dilemma ist der Grund, warum viele nicht mehr in der Demenzpflege arbeiten wollen - dabei lernen wir in der Ausbildung diverse kreative Ideen, wie wir helfen können." Angehörigen rät sie, Hilfe anzunehmen und eine Beratungsstelle aufzusuchen, "auch wenn einem das peinlich ist und man meint, alles alleine schaffen zu können". Dort könnte man den Umgang mit Menschen mit Demenz lernen. "Habt Geduld mit euch und euren Liebsten. Findet heraus, was ihnen guttut, und versucht, die schönen gemeinsamen Momente vollauf zu genießen. Wer weiß, wie viel Zeit noch bleibt."

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Blog 962 25-07-24: Jetzt israelische Bombenteppiche auf die Zivilbevölkerung in Gaza


Flüchtende Palästinenser: Die "humanitäre Zone" schrumpft


Israels Armee rückt massiv auf Chan Junis vor - dabei ist die Stadt eigentlich eine erklärte "humanitäre Zone". Die israelische Armee rückte mit massiven Kräften und schweren Bombardements zum Wochenbeginn in die Stadt ein. Die Einheiten würden sowohl überirdisch als auch unterirdisch kämpfen und durch die Luftwaffe unterstützt. Nach mehr als neun Monaten Krieg scheint die von Israel versprochene Strategie kleiner, gezielter Schläge zunächst vom Tisch.

Bisher konnte die Armee erst sieben der Geiseln befreien - und tötete dabei laut dem Gesundheitsministerium in Gaza Hunderte Palästinenser. 105 Geiseln waren im November infolge eines Abkommens freigekommen. Premierminister Benjamin Netanyahu vertritt die Ansicht, dass nur militärischer Druck die Hamas zu einem Einlenken zwingen könne. Am Donnerstag reiste eine israelische Delegation erneut nach Doha, um über eine mögliche Freilassung und Waffenruhe zu verhandeln. Angehörige werfen dem israelischen Premier immer wieder vor, dass die Rettung der Geiseln für ihn nicht an oberster Stelle steht und drängen ihn dazu, endlich einem Abkommen zuzustimmen. So zuletzt während Netanyahus Rede vor dem US-Kongress. Die israelische Tageszeitung "Haaretz" analysierte unlängst seine Verhandlungsstrategie und kam zu dem Schluss: Netanyahu hat die Gespräche systematisch torpediert.

Erst am Montag hatte die israelische Armee den Tod zweier weiterer Geiseln bekannt gegeben und die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass sie durch israelisches Feuer ums Leben gekommen waren. Laut "Wall Street Journal" sind 44 der 116 sich noch in Gaza befindlichen Geiseln tot, womöglich noch mehr.

Der jüngste Angriff auf Chan Junis, wie auch auf andere Orte, wirkt jedoch so, als sei Israel von der Taktik begrenzter Schläge wieder abgewichen. Begleitet von massivem Bombardement und unter Einsatz schweren Kriegsgeräts ist das Militär in die Stadt eingedrungen. Die humanitäre Lage im Gazastreifen dürfte sich dadurch weiter verschärfen. Teile der Stadt befinden sich innerhalb eines von Israel deklarierten "humanitären Gebiets". Dieses jedoch werde infolge der Militäroperation "angepasst" und verkleinert, hieß es in einer Pressemitteilung der Armee beschönigend.

Mindestens 80 Menschen wurden dort seit Montag getötet und mehr als 200 verletzt. 150.000 Menschen befinden sich laut Uno auf der Flucht. Hilfsorganisationen befürchten, dass die Menschen in dem weiter zusammengeschrumpften Gebiet nicht mehr versorgt werden können. Mohamed Sakr, Sprecher des Nasser-Krankenhauses in Chan Junis, sagte dem Sender "France24": "Die Situation ist außer Kontrolle.

Israel hat für seinen Bombenteppich auch Waffen von der deutschen Bundesregierung.

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Blog 961 25-07-24: Ifo-Index sinkt überraschend


Die Hoffnungen auf einen baldigen Konjunkturaufschwung in Deutschland schwinden. Der Ifo-Index ist überraschend das dritte Mal in Folge gesunken (Abb. 23477). Dafür gibt es mehrere Gründe.

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Juli überraschend weiter verschlechtert. Das Ifo-Geschäftsklima fiel um 1,6 Punkte auf 87,0 Zähler, wie das Institut mitteilte. Es ist der dritte Rückgang des wichtigsten deutschen Konjunkturbarometers in Folge. "Die deutsche Wirtschaft steckt in der Krise fest", sagt Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die rund 9000 befragten Unternehmen bewerteten die Aussichten auf ihre künftigen Geschäfte deutlich schlechter. Auch die Beurteilung der aktuellen Lage fiel schwächer aus als im Monat zuvor.

Volkswirte sehen die Entwicklung als Warnsignal. "Aus der fast schon herbeigesehnten konjunkturellen Erholung scheint vorläufig nichts zu werden", sagt Thomas Gitzel, Chefvolkswirt bei der VP Bank. Die Gründe seien vielfältig. Für Deutschland wiege die schwache Entwicklung Chinas besonders schwer. Generell durchleide die globale Industrie eine Schwächephase, was für die Exportnation Deutschland schmerzlich sei.

Die abebbende Belastung durch die zurückliegenden Zins- und Energiepreiserhöhungen indes schlägt sich bisher offenbar kaum in einer konjunkturellen Erholung nieder. Jörg Krämer, Chefvolkswirt bei der Commerzbank, spricht auch deshalb von einer "kalten Dusche". Grund für das ausbleibende Wachstum ist aus seiner Sicht auch die "Erosion der Standortqualität" in Deutschland.

Alexander Krüger, Chefvolkswirt bei der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe, rechnet mit einer anhaltenden Konjunkturlethargie, in der schon "ein Mini-Wachstum ein Erfolg" sei. Ohne Impulse der Regierung dürfte die Wirtschaft im Stimmungstief gefangen bleiben, resümierte er.

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Blog 960 23-07-24: Die unsinnigen Millioneneinkommen der Bosse


Die Bosse der großen Unternehmen verdienen pro Jahr zwischen 9,0 Mio. EUR bei Deutscher Bank und 58,4 Mio. bei Apple (Abb. 30052). Die Vorstandsvergütungen überstiegen damit die sogenannten Personalaufwendungen pro Mitarbeiter im vergangenen Jahr um den Faktor 40. Was soll solche Gier nach Geld, das die Betreffenden gar nicht sinnvoll ausgeben können?

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Blog 959 23-07-24: Starker Anstieg bei psychischen Erkrankungen



Besonders besorgniserregend ist eine Zahl in den Daten der DAK-Gesundheit: Die Krankenkasse verzeichnete im ersten Halbjahr einen besonders starken Anstieg bei den psychischen Erkrankungen (Abb. 30050). Also etwa Depressionen und Ängste, chronische Erschöpfung und Anpassungsstörungen. Die Fehltage aufgrund solcher Erkrankungen lagen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 14,3 Prozent über dem Wert aus dem Vorjahreszeitraum - bei 182 Tagen. Die Anzahl solcher Fälle stieg im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023 um elf Prozent an. Bei Frauen liegt der Anteil von psychischen Erkrankungen am Krankenstand bei 21 Prozent, bei Männern bei 14,5 Prozent. Seit 2013 stieg die Zahl der Fehltage um 52 %!

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Blog 958 23-07-24: Israel mordet weiter Zivilisten, auch mit deutschen Waffen


Viele Tote bei israelischem Vorstoß in Chan Junis Chan Junis gilt als Zufluchtsort für Tausende Geflüchtete im Gazastreifen. Nun hat Israel einen angekündigten Angriff auf die Stadt gestartet (Abb.30049). Im südlichen Gazastreifen hat es palästinensischen Berichten zufolge viele Tote gegeben. Mindestens 71 Palästinenser, unter ihnen Frauen und Kinder, seien ums Leben gekommen, weitere 200 hätten Verletzungen erlitten, berichtet die Gesundheitsbehörde.

Deutschland ist nach den USA einer der wichtigsten Waffenlieferanten für Israel. Bilder der israelischen Armee zeigen, dass beim Kampf gegen Hamas auch deutsche Technik im Einsatz ist: Etwa eine der in Kiel gebauten Korvetten. Nach Ansicht von Fachleuten benutzt die Armee bei ihrem Einsatz im Gaza-Streifen auch in Deutschland produzierte Panzerfäuste. Außerdem ist in vielen israelischen Panzern deutsche Technik verbaut - unter anderem Dieselmotoren. Im vergangenen Jahr genehmigte die Bundesregierung Exporte im Umfang von 326 Millionen Euro. Das waren etwa zehn Mal so viele wie im Jahr davor. In der Vergangenheit waren für die Ausschläge nach oben vor allem die deutschen Korvetten und U-Boote verantwortlich - gefördert mit deutschem Steuergeld.

Der UN-Menschenrechtsrat hat einen Stopp von Waffenlieferungen an Israel verlangt. Deutschland stimmte gegen die nicht bindende Resolution, ebenso die USA.

Haben wir Scholz gewählt, damit er Israel zum Morden ausrüstet?

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Blog 957 22-07-24: Nur ein Drittel der SPD-Mitglieder sieht Scholz als Kanzlerkandidat



Soll Olaf Scholz es noch einmal machen? Nur ein Drittel der SPD-Mitglieder hält den aktuellen Bundeskanzler offenbar für einen geeigneten SPD-Kanzlerkandidaten für die Bundestagswahl 2025. Das geht aus einer Umfrage hervor, die das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) ausschließlich unter SPD-Mitgliedern durchgeführt hat. Das liegt auch an der schlechten Wirtschaftsentwicklung (Abb. 20789).

Ein Drittel der Parteimitglieder spricht sich demnach stattdessen für Verteidigungsminister Boris Pistorius als SPD-Kanzlerkandidat aus. Dieser ist schon seit Längerem der beliebteste Politiker der SPD. Weitere acht Prozent wollen demnach Co-Parteichef Lars Klingbeil als Spitzenkandidat. Viele sehen der Umfrage zufolge aber auch noch keine konkrete Option.

Auch die aktuelle Arbeit von Scholz steht unter den SPD-Mitgliedern in der Kritik: Zufrieden mit der Arbeit von Scholz als Bundeskanzler ist der Umfrage zufolge nur etwas mehr als die Hälfte der SPD-Mitglieder. 45 Prozent seien dagegen weniger oder gar nicht zufrieden. Mit der Arbeit von Co-Parteichef Lars Klingbeil zeigten sich 79 Prozent zufrieden, 65 Prozent zeigten sich zudem zufrieden mit SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert.

Auch generell sind Sozialdemokratinnen und -demokraten der Umfrage zufolge pessimistisch, was die Beliebtheit der eigenen Partei bei den Wählerinnen und Wählern angeht: Zwei Drittel glauben demnach nicht, dass die SPD 2025 erneut stärkste Partei wird, wenn Friedrich Merz Kanzlerkandidat der Union würde. Diesen sehen Umfragen zufolge aber die Unionswähler gar nicht als geeignetsten Kandidaten. Vor allem SPD-Mitglieder in Ostdeutschland erwarteten demnach mit Merz als Konkurrent eine Niederlage.

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Blog 956 23-07-24: Jeder fünfte Versicherte bekommt monatlich unter 1200 Euro Rente


Mehr als eine Million Menschen in Deutschland müssen sich auch nach langer Zeit des Einzahlens mit schmalen Bezügen begnügen. So lautet die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage. Rund jede und jeder Fünfte mit mindestens 45 Versicherungsjahren kommt in Deutschland lediglich auf eine Rente unter 1200 Euro. Unter 1200 Euro im Monat lag der Rentenzahlbetrag Ende vergangenen Jahres bei rund 1,08 von 5,40 Millionen Altersrenten mit mindestens 45 Versicherungsjahren.

Die Durchschnittsrente nach mindestens 45 Versicherungsjahren: bundesweit 1604 Euro; das sind nur 42 % des mittleren Grundeinkommens. Im Westen sind es - Stand Dezember 2023 - 1663 Euro, im Osten 1471 Euro. Dagegen liegt das mittlere Bruttogehalt bei 3.796 Euro im Monat.

Niedrige Renten haben mehrere Ursachen. Zum einen beziehen auch viele Selbstständige, Beamte oder Hausfrauen eine gesetzliche Altersrente, weil sie irgendwann in ihrem Leben mindestens fünf Jahre lang Beiträge in die Rentenversicherung eingezahlt haben, wie das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung erläutert. Fünf Jahre sind die Mindestdauer für eine Rente. Die daraus folgenden Bezüge bleiben gering.

Rentenmindernd bei vielen westdeutschen Frauen zudem: Längere Arbeitspausen, mehr Teilzeit, niedrigere Löhne. Das Bundesarbeitsministerium betont in seiner Antwort zudem, aus der Rentenhöhe könne nicht auf die Höhe des Einkommens insgesamt geschlossen werden. Bei vielen Seniorinnen und Senioren kommen weitere Einkommen dazu. Das Ministerium verwies ferner auf den Haushaltskontext - also Fälle von meist Partnerinnen mit kleiner Rente, aber auskömmlicher Gesamtsituation.

Im Vergleich zum EU-Schnitt ist das Rentenniveau in Deutschland rund zehn Prozentpunkte zu niedrig.

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Blog 955 21-07-24: Nur eine Minderheit fühlt sich nicht emotional einsam



Nach einer neuen Bertelsmann-Umfrage (Abb. 30045) fühlt sich in Deutschland nur eine Minderheit von knapp 41 % nicht emotional einsam.

Einsamkeit ist keine Krankheit, sondern ein subjektives Empfinden, das Stress auslösen kann. Ein Signal, dass etwas fehlt, so wie bei Hunger. Wissenschaftler verstehen Einsamkeit als ein schmerzhaftes Gefühl, das eintritt, wenn unsere Beziehungen nicht unseren Wünschen und Bedürfnissen entsprechen. Manchen fehlt ein enger Freund oder eine Partnerin; jemand, dem sie wirklich vertrauen können, zu dem sie eine intime Bindung haben. Sie sind emotional einsam. Andere fühlen sich einsam, weil sie weniger Freunde, weniger Kontakt zu Arbeitskollegen oder Nachbarn haben, als ihnen lieb wäre. Sie sind sozial einsam.

Wenn es um Einsamkeit geht, richtet sich der Blick oft auf ältere Menschen, auf Witwen oder Männer und Frauen in Alten- und Pflegeheimen, deren Freunde und Verwandte gestorben sind. Betrachtet man die vergangenen 30 Jahre, fühlen sich Menschen über 75 laut dem Einsamkeitsbarometer des Bundesfamilienministeriums am stärksten von Einsamkeit belastet.

Doch sie trifft auch die Jüngeren. Eine kürzlich veröffentlichte Untersuchung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung, kurz BiB, hat ergeben: Gut jeder dritte Erwachsene zwischen 18 und 53 Jahren fühlt sich mindestens teilweise einsam. Bei den Menschen unter 30 sind es 44 Prozent. Frauen sind eher emotional und Männer häufiger sozial einsam.

Während der Pandemie, in Zeiten von Abstandsregeln und Lockdowns, ist die Quote der einsamen Menschen sprunghaft gestiegen. Von knapp 15 Prozent im Jahr 2017 auf fast 47 Prozent vier Jahre später. Obwohl der Anteil wieder gefallen ist, besteht die Einsamkeit nach Analyse des BiB auf hohem Niveau fort. Ein Long Covid der Seele. Experten erkennen auch die Tendenz, dass das Gefühl intensiver wird: Inzwischen fühlen sich 17 Prozent der Menschen sehr einsam.

Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen bilden die neue Risikogruppe. Die Coronajahre haben sie enorm belastet und prägen sie anscheinend bis jetzt. In einer Umfrage der Bertelsmann-Stiftung gaben rund zehn Prozent der 16- bis 30-Jährigen an, sehr einsam zu sein. Weitere 35 Prozent fühlten sich moderat einsam. Es kam heraus, dass junge Menschen in der Stadt einsamer sind als jene, die auf dem Land leben.

Alleinerziehende, Erwerbslose und Singles sind besonders gefährdet, einsam zu werden. Außerdem Schwerkranke, queere Menschen und Menschen mit Migrationserfahrung oder niedriger Bildung.

Studien belegen, dass einsame Menschen öfter rauchen, mehr trinken, schlechter schlafen, sich weniger bewegen.

Jeder ist manchmal für eine Weile einsam, nach einer Trennung, einem Umzug, auf einer Dienstreise. Das ist nicht bedenklich, sondern menschlich. Doch wenn die Einsamkeit anhält, wenn man sie nicht besiegt, kann sie gesundheitliche und gesellschaftliche Folgen haben: Studien belegen, dass einsame Menschen öfter rauchen, mehr trinken, schlechter schlafen, sich weniger bewegen. Einsamkeit fördert Diabetes, Bluthochdruck, problematisches Essverhalten, Schlaganfälle und koronare Herzerkrankungen. Forscher haben berechnet, dass Einsamkeit so schädlich ist, wie 15 Zigaretten am Tag zu rauchen. Die Sterblichkeit steigt.

Wer einsam ist, leistet bei der Arbeit weniger, ist unzufriedener und meldet sich öfter krank. Fachleute schätzen, dass die Wirtschaft in den USA wegen der Fehltage jedes Jahr 154 Milliarden Dollar verliert.

Zwischen Einsamkeit und Depressionen besteht eine Wechselwirkung. Einsame Menschen gehen seltener wählen und engagieren sich weniger. Offenbar auf der Suche nach Zugehörigkeit glauben einsame Jugendliche eher an Verschwörungserzählungen und sind empfänglicher für autoritäre Haltungen. Sie stimmten in einer Umfrage häufiger der Behauptung zu, dass es einige Politiker "verdient haben, wenn die Wut gegen sie auch schon mal in Gewalt umschlägt". Die Autorinnen der Studie warnen, dass Einsamkeit ein "demokratiegefährdendes Potenzial" berge.

Von einer "Epidemie der Einsamkeit" ist die Rede, von einer "stillen Epidemie". Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst bezeichnet Einsamkeit als "die neue soziale Frage unserer Zeit" und lud zu einer "Einsamkeitskonferenz" in die Staatskanzlei nach Düsseldorf, um auf das Phänomen hinzuweisen. Die Bundesregierung hat einen 33-seitigen Katalog mit Maßnahmen gegen Einsamkeit beschlossen. Der Deutsche Ethikrat diskutierte auf seiner Jahrestagung über Einsamkeit als "existenzielle Erfahrung und gesellschaftliche Herausforderung". Wohl kein anderes Gefühl wird gerade so aufmerksam betrachtet wie die Einsamkeit.

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Blog 954 20-07-24: War das Bürgergeld die größte Sozialreform seit der Agenda 2010?

Die SPD wollte damit eine Wunde schließen, ihr Trauma Hartz IV überwinden. Jetzt droht ihr ein neues Trauma. Das eigentliche Ziel war es gewesen, Langzeitarbeitslose wieder in Arbeit zu bringen, mehr Anreize zu setzen, sie besser zu fördern. Aber schon damals sind sich die Teilnehmer einig: Künftig soll es weniger Druck geben, jeden Job anzunehmen. Weg von Hartz IV heißt auch: Dieser vermaledeite Titel muss weg, ersetzt werden. Aber wodurch? Bürger klingt gut, irgendwie frei. Geld klingt sowieso immer gut. Also Bürgergeld.

Doch schon der Name war ein Problem. Dass durch ihn der Eindruck entstehen wird, die neue Leistung sei eine Art bedingungsloses Grundeinkommen, das jedem zustehe. Anfang Dezember 2019, beschließt die SPD auf ihrem Parteitag das Sozialstaatskonzept. Als erster Schritt wird nun Hartz IV entschärft. Der Bundestag beschließt mit den Stimmen der Ampel ein sogenanntes Sanktionsmoratorium: Leistungskürzungen sollen für ein Jahr weitestgehend ausgeschlossen werden. Wer einen Job ablehnt oder eine Schulung abbricht, hat nichts mehr zu befürchten.

De facto ist das Projekt aber schon im Frühjahr 2022 aus der Zeit gefallen. Auf die Jobcenter kommt eine neue, große Aufgabe zu. Hunderttausende Menschen sind aus der Ukraine geflüchtet, sie sollen in Deutschland sofort Bürgergeld bekommen. Das bedeutet: mehr Anspruchsberechtigte, Stress für die Ämter. Und die Kosten steigen massiv.

Offenbar nimmt niemand in der Regierung oder an der SPD-Spitze wahr, was das bei den Menschen auslöst, die für wenig Geld hart arbeiten. In dieser Zeit entsteht die Wut, die sich bald gegen das Bürgergeld richten wird.

Am 1. Januar 2023 wird das Bürgergeld eingeführt, Hartz IV ist Geschichte. Was kaum jemand wahrnimmt: Mit dem Bürgergeld kommen auch die Sanktionen zurück, theoretisch kann es für drei Monate bis zu 30 Prozent gekürzt werden - allerdings nur mit Vorwarnung und schrittweise. Aber es gibt eben auch Menschen, die einfach das Geld mitnehmen möchten und jetzt einen Anspruch darauf haben, selbst wenn sie in großen Wohnungen leben und ein Vermögen auf der Bank haben. Beides bleibt ein Jahr lang unangetastet, anders als bei Hartz IV.

Das Bürgergeld wird zum Synonym für Einkommen ohne Leistung. Dazu trägt bei, dass es den Geflüchteten aus der Ukraine sofort zusteht, anders als anderen Schutzsuchenden.

Anfang Juli 2024 einigen sich die Ampelspitzen darauf, die Sanktionen wieder zu verschärfen, sie sollen härter werden als zuletzt bei Hartz IV. Die Schonzeit für Vermögen und teure Wohnungen soll auf sechs Monate schrumpfen.

Nicht allen in der SPD gefallen die geplanten Änderungen, aber viel Widerstand gibt es nicht. Spätestens am Abend der Europawahl haben die meisten in der Partei verstanden, wie groß das Problem ist. Jetzt heißt es wieder: Erst fordern, dann fördern.

Ein Montagabend Anfang Juli, Frank-Jürgen Weise und Heinrich Alt haben sich Zeit für ein Gespräch genommen. Zusammen haben sie einst als Chef und Vorstandsmitglied die Bundesagentur für Arbeit geführt, haben Hartz IV umgesetzt. Jetzt sind sie im Ruhestand und können frei sprechen. "Es gibt in Deutschland 260.000 junge Menschen zwischen 25 und 45, die seit längerer Zeit nicht arbeiten, obwohl sie alle Kriterien für Erwerbstätigkeit erfüllen", sagt Weise. "Das ist in dieser Dimension nicht hinnehmbar.""Die Jobcenter sind wie gelähmt von Bürokratie", klagt er. "Das System ist völlig intransparent. Es ist nicht mehr steuerbar. Wir schlagen vor, die Jobcenter zu entlasten." Was er meint: weniger starre Regeln, weniger Fälle.

Das Bürgergeld hat "ein Akzeptanzproblem". Diejenigen, die arbeiten, aber wenig verdienen, fragen sich natürlich: "Was bekommt ein Bürgergeld-Empfänger? Was bekomme ich?" Der Vergleich ist für viele deprimierend. Der Regelsatz für die Grundsicherung ist zwischen 2021 und 2024 um 26 Prozent erhöht worden, die Löhne sind in dieser Zeit aber nur um knapp 12 Prozent gestiegen. Während die Preise um 17 Prozent nach oben schnellten.

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Blog 953 19-07-24: Ergänzung zu Blog 952: Höchstes UN-Gericht: Israel betreibt völkerrechtswidrige Annexion palästinensischer Gebiete


Das höchste UN-Gericht legt jetzt ein Gutachten zur israelischen Besatzung des Westjordanlandes vor. Es kommt zu einem klaren Schluss. Der Internationale Gerichtshof wertet Israels Politik im Westjordanland als faktische Annexion großer Teile der besetzten palästinensischen Gebiete. Damit verstoße Israel gegen das völkerrechtliche Verbot, sich Land gewaltsam einzuverleiben, sagte der Vorsitzende Richter Nawaf Salam am Freitagnachmittag in Den Haag. Salam führte weiter aus, dass die Errichtung und Erhaltung jüdischer Siedlungen in besetzten Gebieten gegen Völkerrecht verstießen. Israel erweitere auch ständig die zu den Siedlungen gehörende Infrastruktur und dehne sein nationales Recht auf die besetzten Gebiete aus. Diese Politik sei darauf ausgerichtet, dass Israel auf unbestimmte Zeit in den Gebieten bleibe und unumkehrbare Fakten schaffe. Dadurch, so Salam, betreibe Israel faktisch eine Annexion großer Teile der besetzten palästinensischen Gebiete.

Das höchste UN-Gericht hatte noch vor Ausbruch des aktuellen Krieges in Gaza von der UN-Generalversammlung den Auftrag erhalten, in einem Gutachten Rechtsfragen über die seit 1967 bestehende israelische Besatzung des Westjordanlandes zu klären. Derartige "Advisory Opinions" des IGH sind zwar nicht bindend, genießen im Völkerrecht aber hohe Autorität. Mehr als 50 Staaten und internationale Organisationen hatten an dem Verfahren teilgenommen. Die mündliche Anhörung im Februar dauerte mehr als eine Woche.

Israel hatte die damals von Jordanien verwalteten Gebiete 1967 im Zuge des Sechstagekrieges erobert und sich auf sein Selbstverteidigungsrecht berufen, da es einem unmittelbar bevorstehenden Angriff seiner arabischen Nachbarn zuvorgekommen sei. Vertreter der Palästinenser argumentierten in Den Haag allerdings, dass selbst wenn die Besatzung einst gerechtfertigt gewesen sei, dies heute nicht mehr gelten könne, da Israels Regierung eindeutig nicht die Absicht habe, das Westjordanland an die Palästinenser zurückzugeben. Besatzung könne schon dem Wortsinn nach nicht für die Ewigkeit gelten. Israel vollziehe durch den fortschreitenden Siedlungsbau hingegen eine schleichende Annexion.

Die Vereinigten Staaten hatten in dem Verfahren zugunsten Israels argumentiert, dass mehrere Resolutionen des UN-Sicherheitsrates ein Ende der Besatzung nur in Verbindung mit einer langfristigen Friedenslösung forderten. Müsse Israel einseitig ohne eine Friedensvereinbarung mit den Palästinensern abziehen, wäre das Prinzip "Land für Frieden" beendet.

Die Zahl der Palästinenser und Israelis ist mir 9,4 bzw. 9,6 Mio. etwa gleich hoch. Zur Geschichte Israels: Da das britische Mandat für Palästina am 14. Mai 1948, einem Freitag, um Mitternacht enden sollte, versammelte sich der Jüdische Nationalrat im Haus des ehemaligen Bürgermeisters Dizengoff in Tel Aviv um 16 Uhr noch vor Sonnenuntergang und damit vor Beginn des Sabbats. Unter einem Porträt des Begründers der zionistischen Bewegung, Theodor Herzl, verkündete David Ben-Gurion in der Unabhängigkeitserklärung "kraft des natürlichen und historischen Rechts des jüdischen Volkes und aufgrund des Beschlusses der UNO-Vollversammlung" die Errichtung des Staates Israel. Elf Minuten später erkannten die Vereinigten Staaten von Amerika durch US-Präsident Harry S. Truman den neuen Staat an, die Sowjetunion folgte am 16. und die Tschechoslowakei am 18. Mai.

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Blog 952 19-07-24: Immer mehr israelische Landnahme in Palästina


Anfang Juli erklärte Israels Zivilverwaltung rund 1.270 Hektar palästinensischen Lands zu israelischem Staatsgebiet. Die Menschenrechtsorganisation Peace Now sprach von der größten Landnahme seit 30 Jahren. Dazu sollen mehr als 5.000 neue Wohneinheiten in israelischen Siedlungen im Westjordanland genehmigt werden.

Zum ersten Mal in der über 75-jährigen Geschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts ist der IGH um eine Stellungnahme zur Rechtmäßigkeit der Besatzung gebeten worden. Israel selbst, aber auch die USA, Deutschland und weitere 23 Länder hatten in der UN-Generalversammlung gegen die Resolution gestimmt, durch die der IGH beauftragt wurde.

87 Länder aber stimmten dafür ? etwa die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien, Katar, Ägypten und Jordanien, genauso wie Polen und Portugal. Grundlage für die Abstimmung war eine Anfrage der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) mit Sitz in Ramallah im Westjordanland (Abb. 30043), zu prüfen, ob Israels Besatzung temporär oder dauerhaft sei. Seit 2012 verfügt Palästina über den Status eines nicht mitgliedschaftlichen Beobachterstaates bei den UN.

Wie die israelische Zeitung Ha'aretz berichtet, rechnen Rechtsexpertinnen und -experten damit, dass der IGH die Besatzung als dauerhaft und damit völkerrechtswidrig einstufen wird. Klar ist: Alle Mitgliedsstaaten der UN sind automatisch Mitglieder des IGH und müssen seine Rechtsprechung anerkennen. Staaten, die darauf warten, einzelne Israelis oder etwa Siedlerbewegungen mit Sanktionen zu belegen, würde die Entscheidung dafür eine Grundlage bieten. Staaten wie Deutschland, die bisher mit Sanktionen gegen den jüdischen Staat zögern, gerieten zusätzlich unter Druck.

Zum ersten Mal in der über 75-jährigen Geschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts ist der IGH um eine Stellungnahme zur Rechtmäßigkeit der Besatzung gebeten worden. Israel selbst, aber auch die USA, Deutschland und weitere 23 Länder hatten in der UN-Generalversammlung gegen die Resolution gestimmt, durch die der IGH beauftragt wurde. Die Bundesregierung läuft unter dem Druck der Geschichte blind hinter Israel her.

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Blog 951 19-07-24: Fast 10 % der deutschen Bevölkerung schwerbehindert


Zum Jahresende 2023 lebten in Deutschland rund 7,9 Millionen Menschen mit schwerer Behinderung. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, waren das rund 1 % mehr als zum Jahresende 2021, dem Zeitpunkt der letzten Erhebung. Als schwerbehindert gelten Personen, denen die Versorgungsämter einen Behinderungsgrad von mindestens 50 zuerkannt sowie einen gültigen Ausweis ausgehändigt haben. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung zum Jahresende 2023 waren 9,3 % der Menschen in Deutschland schwerbehindert.

Behinderungen bestehen vergleichsweise selten seit der Geburt oder im Kindesalter, sondern entstehen meist erst im fortgeschrittenen Alter. So war rund ein Drittel (34 % oder 2,7 Millionen) der schwerbehinderten Menschen zum Jahresende 2023 im Alter ab 75 Jahren. Etwas weniger als die Hälfte (45 % oder 3,6 Millionen) der Schwerbehinderten gehörte der Altersgruppe von 55 bis 74 Jahren an. 3 % oder 214 000 waren Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.

Knapp 91 % der schweren Behinderungen wurden durch eine Krankheit verursacht, rund 3 % der Behinderungen waren angeboren oder traten im ersten Lebensjahr auf. 1 % der Behinderungen waren auf einen Unfall oder eine Berufskrankheit zurückzuführen. Die übrigen Ursachen summieren sich auf 5 %. Geistige oder seelische Behinderungen hatten insgesamt 15 % der schwerbehinderten Menschen, zerebrale Störungen lagen in 9 % der Fälle vor.

Alt und glücklich sein bleibt für die meisten Menschen ein Traum: Ab 75 sind schon fast drei Viertel behindert, 27 % sogar schwer. Bei über 85 Jahre sind mehr als die Hälfte schwer behindert (Abb. 15330). Ein glückliches Alter sieht eigentlich anders aus.

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Blog 950 18-07-24: Die Zahl der Geburten ist abgestürzt


Heute liegt die Geburtenrate wieder so niedrig wie vor den 2010er-Jahren - und ist nach der neuesten Auswertung des Statistischen Bundesamtes zuletzt abermals gesunken: 2023 bekam eine Frau in Deutschland im Laufe ihres Lebens demnach durchschnittlich 1,35 Kinder (Abb. 30042).

In nahezu allen wohlhabenden Ländern werden so wenige Kinder geboren, dass sich Regierungen um eine alternde und oft sogar schrumpfende Bevölkerung sorgen. Besonders extrem ist die Lage in Südkorea. Nirgendwo sonst gebären Frauen so wenige Kinder wie dort. Der Präsident des Landes sprach gar von einem nationalen Notfall.

Wer nach den Gründen für die weltweit sinkenden Geburtenraten sucht, findet: eine niedrige Kindersterblichkeit, die Unabhängigkeit von Frauen und, ganz allgemein, die Verunsicherung in einer krisenhaften Welt. Doch es zeigt sich auch die Erkenntnis: Regierungen sind vermutlich dann am besten beraten, wenn sie die Menschen in ihren eigenen Entscheidungen unterstützen.

Neun Monate nach Ausbruch der Pandemie in Deutschland im Frühjahr 2020 kamen sogar etwas mehr Kinder auf die Welt als zuvor. Offenbar sahen viele Paare im Lockdown, den sie zu zweit zu Hause verbrachten und dabei ohnehin nicht viel anderes zu tun hatten, einen passenden Moment, die Familie zu vergrößern. Beigetragen haben könnte dazu auch die Kurzarbeit, die die finanziellen Folgen der Pandemie im internationalen Vergleich verhältnismäßig gut abfederte. Und: dass es in Deutschland nie so schwere Coronaausbrüche gab, wie etwa in Italien oder Portugal.

Doch im Laufe der Zeit brach auch in Deutschland die Zahl der Geburten ein. Und zwar mit der Impfung: Im Januar 2022 sieht man einen abrupten Rückgang der Geburtenzahlen. Neun Monate zuvor, also im März oder April 2021, beschlossen nur wenige potenzielle Eltern ein Kind zu bekommen: Das ist der Zeitpunkt, als gerade die ersten Impfungen zugelassen wurden. "Es gibt einen eindeutigen Zusammenhang mit der Impfung", sagt Bujard.

Dass eine weltweite Pandemie eine Zäsur in der Geburtenrate darstellt, ist wenig überraschend. Doch Coronaviren bestimmen den Alltag schon länger nicht mehr, und trotzdem hat sich die Geburtenrate noch immer nicht erholt. Sie ist sogar noch weiter gesunken, besonders stark nach Beginn des Kriegs in der Ukraine.

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Blog 949 17-07-24: Das ikonische Bild


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Blog 948 17-07-24: Angela Merkel wird 70 (nach FAZ)


Als die Ostdeutsche Angela Merkel unter dem Parteivorsitzenden Schäuble Generalsekretärin wurde, hatten das die nach der Macht lechzenden westdeutschen Christdemokraten noch akzeptiert. Als Merkel die Spendenaffäre nutzte, um Kohl vom Sockel zu stürzen, ahnte mancher, dass sie mehr als nur eine Episode der Parteigeschichte werden könnte. Als sie 2000 zur Vorsitzenden gewählt wurde, verstärkte sich diese Ahnung. Zwei Jahre später war die Überzeugung, eine junge Frau aus Ostdeutschland könne nicht Kanzlerkandidatin werden, in der CDU noch stark genug, um zu verhindern, dass Merkel antritt.

Aber bei der überraschend vorgezogenen Wahl 2005 konnten auch die ihr gegenüber Skeptischen ihre Kandidatur nicht mehr verhindern. Wenn auch knapper als erwartet, so holte Merkel für die CDU das Kanzleramt zurück und sicherte für 16 Jahre Macht und Ämter.

Angela Merkel war nicht mit einer fertigen Agenda für eine Verschiebung der CDU in die linke Mitte in die Bundesrepublik gekommen. Vielmehr kam die über dreieinhalb Jahrzehnte in der DDR sozialisierte Physikerin ohne inhaltlichen Masterplan. Ihr Ziel war es, sich und Deutschland zu zeigen, dass sie in der Bundesrepublik genauso trittsicher und machtpolitisch erfolgreich ist wie ihre westdeutschen Landsleute. Gerade in der männlich geprägten westdeutschen CDU war das eine enorme Herausforderung.

Welche Bedeutung dieses Ziel von Anfang an hatte, verbarg Merkel mit einer ungeheuren Disziplin bis kurz vor Ende ihrer Kanzlerschaft. Als sie 2021 die letzte Rede am Tag der Deutschen Einheit in der Funktion der Regierungschefin hielt, lüftete sie dieses Geheimnis. Sie verriet, dass sie sich als Ostdeutsche auch nach 16 Jahren im wichtigsten politischen Amt des Landes nicht als vollwertige Bundesdeutsche anerkannt fühle. Nie zuvor hatte sie ihre Landsleute und vor allem die vor ihr sitzenden, weitgehend westdeutschen Spitzenpolitiker so tief in ihre Seele blicken lassen. Zwei Jahre später wiederholte sie diese Klage als Altkanzlerin in einem Fernsehinterview, damit niemand denke, es habe sich um einen einmaligen Ausbruch gehandelt.

Schon im ersten politischen Amt, dem der Frauenministerin, führte Merkel ihre enorme Beweglichkeit vor. Wie eine Slalomläuferin, die alles tut, um nicht über eine der Torstangen zu stürzen. Das liberalere Abtreibungsrecht der DDR musste mit der bundesdeutschen Regelung zusammengebracht werden. Merkel, die durchaus ihre Meinung im Streit über den Paragraphen 218 hatte, erzählte später, wie sie versucht habe, sich wenig festzulegen, um nicht angreifbar zu sein.

Die spektakulärste Wende fuhr die bereits wiedergewählte und seit sechs Jahren Deutschland regierende Kanzlerin 2011. Sie, die Physikerin und Anhängerin der Atomstromerzeugung, die dem Lobbyverband Deutsches Atomforum anlässlich von dessen fünfzigjährigem Bestehen eine Geburtstagsrede gehalten, die gerade noch die Laufzeit der deutschen Kernkraftwerke verlängert hatte, führte das Land in den Ausstieg. Nicht weil sie ihre Haltung zur Kernkraft geändert hätte, sondern weil einflussreiche CDU- und CSU-Politiker Druck und die politische Linke mächtig Stimmung gegen die Kernkraft machten.

Auf anderen Feldern war es ähnlich. Angela Merkel war nicht naiv dem russischen Diktator Putin gegenüber und schon gar nicht aus ideologischen Gründen prorussisch, wie Teile ihres sozialdemokratischen Koalitionspartners. Die Nord-Stream-Leitungen ließ sie bauen, weil die Wirtschaft Geld verdienen wollte und die Deutschen billiges Gas haben wollten. Die Bundeswehr wurde dramatisch vernachlässigt, weil die Deutschen Aufrüstung nicht mögen. Selbst in der Flüchtlingspolitik glaubte sie, mit ihrem liberalen Kurs die Mehrheit auf ihrer Seite zu haben.

Erst als sie merkte, dass die Begeisterung schwand und ihr das besonders von der CSU, aber auch von CDU-Parteifreunden deutlich gemacht wurde, musste sie feststellen, dass sie die Stimmung falsch eingeschätzt hatte. Da war sie schon so lange an der Macht, dass sie bockig reagierte. Sie verkündete, Deutschland nicht mehr als "mein Land" zu betrachten, sollte ihre Politik des "freundlichen Gesichts" gegenüber den Migranten auf Ablehnung stoßen.

Der unbedingte Wille, in Deutschland zu bestehen, hatte zur Folge, dass sie den tatsächlichen oder empfundenen Mehrheitswillen dem Risiko vorzog. Bloß nicht scheitern! Ihren Landsleuten hat sie damit manchen Dienst erwiesen. Die Wirtschaft war stabil, die Arbeitslosigkeit niedrig, der Euro gerettet, Konflikte mit Russland oder China hielt sie in Grenzen. Viele fühlten sich wohl in diesem vermeintlich ewigen Frieden und Wohlstand. Jetzt kommen die Rechnungen auf den Tisch: Deutschland muss viel nachholen, um unabhängiger zu werden von russischer Energie, dem militärischen Schutz aus Amerika und von chinesischer Technologie. Das wird dauern.

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Blog 947 17-07-24: Wie ein Ex-Hauptmann des KGB unsere friedliche Welt dauerhaft verändern konnte


Heute jährt sich zum zehnten Mal der Abschuß des Malaysia Air Flugs MH-17, den von Putin unterstützte prorussische Separatisten vom Himmel geholt hatten. Diese Attacke offenbarte, zu welcher Brutalität Putin fähig ist - aber selbst danach wollten es viele im Westen nicht wahrhaben. Die Separatisten hatten eine aus Russland stammende Flugabwehrrakete auf ihre Maschine abgefeuert und dadurch das Leben von 298 Menschen, darunter 80 Kinder, ausgelöscht.

Vladimir Vladimirovic Putin wurde am 7. Oktober 1952 in Leningrad geboren. Vom 31. Dezember 1999 bis 2008 war er und seit 2012 ist er wieder Präsident der Russischen Föderation. Von August 1999 bis Mai 2000 sowie von Mai 2008 bis 2012 war Putin Ministerpräsident Russlands. In den Jahren 1975 bis 1990 war er Mitarbeiter des KGB. Er ist für zahlreiche Kriegsverbrechen und andere Verbrechen verantwortlich.

Russland entwickelte sich während Putins Präsidentschaft in eine illiberale und pseudodemokratische Richtung; Putin selbst schreibt eine "patriotische" und zunehmend imperialistische und militaristische Politik vor. Das von einigen Autoren als Putinismus bezeichnete Herrschaftssystem wird charakterisiert als autoritär, despotisch, revanchistisch und diktatorisch, seit dem Überfall auf die Ukraine 2022 vermehrt auch als faschistisch. Ein vor seinem Amtsbeginn eingeleiteter wirtschaftlicher Aufschwung und seine aggressive Außenpolitik förderten in der Bevölkerung Putins Popularität, verstärkt durch eine einseitig positive Darstellung seiner Politik in staatsnahen russischen Medien sowie durch Verbote freier Medien und Nichtregierungsorganisationen mit überregionaler Verbreitung.

Seit der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim 2014 sind die Beziehungen zwischen Russland und dem Westen zerrüttet, da durch den Bruch der Charta von Paris und anderer Verträge die europäische Friedensordnung offen verletzt wurde. Im Februar 2022 überfiel Russland die Ukraine militärisch. Putin propagiert eine "Bedrohung durch die NATO" und negiert die Existenz einer eigenständigen ukrainischen Nation. Der von ihm als "Spezialoperation" bezeichnete Angriffskrieg löste eine Flüchtlingswelle von über sechs Millionen Ukrainern über die Landesgrenze sowie von ca. acht Millionen Vertriebenen im Inland aus.

Der KGB, dem Putin angehört hatte, entstand im März 1954 aus Abteilungen des Inlandsgeheimdienstes des Innenministeriums MWD und wurde direkt dem Ministerrat der UdSSR unterstellt. Seine Zentrale hatte ihren Sitz in der Moskauer Lubjanka. Er hatte zeitweise bis zu einer halben Million Mitarbeiter.

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Blog 946 17-07-24: Die Geburtenrate je Frau in Deutschland sinkt immer weiter, besonders bei deutschen Frauen - kein gutes Zeichen für die soziale und allgemeine Situation der Frauen



Im Jahr 2023 kamen in Deutschland 692 989 Kinder zur Welt. Das waren 45 830 oder 6 % Neugeborene weniger als im Jahr 2022. Weniger Kinder als im Jahr 2023 waren in Deutschland zuletzt 2013 geboren worden. Wie das Statistische Bundesamt weiter mitteilt, sank die häufig auch als Geburtenrate bezeichnete zusammengefasste Geburtenziffer 2023 gegenüber dem Vorjahr um 7 % von 1,46 auf nur noch 1,35 Kinder je Frau (Abb. 30040, 30041).

Damit verstärkte sich der bereits seit 2017 zu beobachtende und nur im Jahr 2021 im Kontext der Corona-Pandemie unterbrochene Rückgang der Kinderzahl je Frau in den vergangenen beiden Jahren deutlich. Zuvor war die Geburtenziffer von 2011 bis 2016 infolge verbesserter Rahmenbedingungen für Familien mit Kindern und der Zuwanderung von 1,39 auf 1,59 gestiegen. Die vorläufigen Geburtenzahlen für die ersten vier Monate des Jahres 2024 zeigen einen weiteren, jedoch deutlich abgeschwächten Geburtenrückgang um 3 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Die zusammengefasste Geburtenziffer sank 2023 sowohl bei Frauen mit deutscher Staatsangehörigkeit als auch bei Frauen mit ausländischer Staatsangehörigkeit um 7 % gegenüber dem Vorjahr, allerdings ausgehend von unterschiedlichen Niveaus: So sank die Geburtenziffer bei deutschen Frauen von 1,36 auf nur noch 1,26 und bei Ausländerinnen von 1,88 auf 1,74 Kinder je Frau.

Die am 25. Juni 2024 auf Basis des Zensus 2022 veröffentlichte Korrektur der Bevölkerungszahl zum Stichtag 15. Mai 2022 wird sich auch auf die Geburtenziffern auswirken. Nach einer ersten vorläufigen Schätzung mit dieser neuen Basis würde die Geburtenziffer im Jahr 2022 bei knapp 1,5 Kindern je Frau und damit etwa 2 % höher liegen als bisher auf Basis des vorangegangenen Zensus 2011 ausgewiesen (1,46 Kinder je Frau im Jahr 2022). Damit die Bevölkerung eines Landes - ohne Zuwanderung - nicht schrumpft, müssten in hoch entwickelten Ländern rein rechnerisch etwa 2,1 Kinder je Frau geboren werden.

Die sogenannte endgültige Kinderzahl lässt sich aktuell für Frauen bis zum Geburtsjahrgang 1974 ermitteln. So brachten die im Jahr 1974 geborenen Frauen, die 2023 mit 49 Jahren das Ende des statistisch definierten gebärfähigen Alters erreicht haben, durchschnittlich 1,58 Kinder zur Welt. Die endgültige Kinderzahl war zuvor bei den Frauen der 1960er Jahrgänge kontinuierlich gesunken und hatte beim Jahrgang 1968 mit 1,49 Kindern je Frau ihr historisches Minimum erreicht. Die in den 1970er Jahren geborenen Frauen bringen durchschnittlich mehr Kinder zur Welt. Vor allem im Alter über 30 Jahren bekommen beziehungsweise bekamen die zwischen 1970 und 1979 geborenen Frauen deutlich häufiger Kinder als die Frauen älterer Jahrgänge.

Mütter waren im Jahr 2023 bei einer Geburt - unabhängig davon, ob es die Geburt des ersten Kindes oder eines weiteren Kindes war - im Durchschnitt 31,7 Jahre und Väter 34,7 Jahre alt. Damit nahm das Alter der Mütter bei Geburt im Vergleich zu 2021 (31,8 Jahre) leicht ab, während das Alter der Väter konstant blieb. Zuvor war das Durchschnittsalter der Eltern bei Geburt mit Ausnahme einer Stagnation in den Jahren von 2014 bis 2016 kontinuierlich gestiegen. Zwischen 1991 und 2023 nahm es bei Müttern um 3,9 Jahre (1991: 27,9 Jahre) und bei Vätern um 3,7 Jahre zu (1991: 31,0 Jahre).

Das durchschnittliche Alter der Mütter bei der Geburt ihres ersten Kindes sank sogar leicht von 30,5 Jahren im Jahr 2021 auf 30,3 Jahre im Jahr 2023. Auch die Väter sind beim ersten Kind der Mutter etwas jünger geworden: Zwischen 2021 und 2023 sank bei ihnen das Durchschnittsalter von 33,3 auf 33,2 Jahre. Damit waren die Väter beim ersten Kind durchschnittlich 2,9 Jahre älter als die Mütter. In den vergangenen zehn Jahren sind Eltern beim ersten Kind jedoch tendenziell älter geworden. Im Jahr 2014 waren die Mütter im Durchschnitt erst 29,6 Jahre und die Väter 32,8 Jahre alt.

Vergleichbare internationale Angaben zur Entwicklung der zusammengefassten Geburtenziffer im Jahr 2023 liegen derzeit noch nicht vor. Die Angaben der Europäischen Statistikbehörde Eurostat bis zum Jahr 2022 zeigen jedoch, dass die Geburtenziffern in den meisten Staaten der Europäischen Union (EU) teilweise deutlich im Vergleich zu den Jahren 2021 und 2020, aber auch zum Vor-Corona-Jahr 2019 gesunken sind. Einen besonders starken Rückgang von 10 % und mehr im Vergleich zu 2021 verzeichneten im Jahr 2022 die EU-Staaten Estland, Irland, Tschechien, Dänemark und Finnland. Deutlich schwächer als in Deutschland (-8 %) sanken die Geburtenziffern in Italien und Zypern (-1 %) sowie in Frankreich, Spanien, Polen, Ungarn und Kroatien (jeweils -3 %). Ein Anstieg wurde 2022 in der EU nur in Portugal (+6 %) und Bulgarien (+4 %) registriert.

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Blog 945 16-07-24: Der deutsche Reichtum wird konzentriert weitervererbt und -verschenkt: Erbschaften und Schenkungen erreichen Höchstwert und zementieren so die Ungleichheit in Deutschland


Noch nie wurde in Deutschland so viel vererbt oder verschenkt wie im vergangenen Jahr: 121,5 Milliarden Euro. Beim Vererben und Verschenken haben die Deutschen einen neuen Rekord aufgestellt. 2023 registrierten die Finanzverwaltungen in Deutschland Erbschaften und Schenkungen in Höhe von 121,5 Milliarden Euro. Das bedeutet einen neuen Höchstwert, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. 2022 war er noch um 14 Prozent gesunken.

2023 wurden den Angaben zufolge Vermögensübertragungen durch Schenkungen in Höhe von 60,3 Milliarden Euro gezählt. "Das waren 44,7 Prozent mehr als im Vorjahr", so das Bundesamt. Der Anstieg ist vor allem auf das übertragene geschenkte Betriebsvermögen zurückzuführen. Dieses hat sich gegenüber dem Vorjahr auf 24,8 Milliarden Euro verdoppelt (plus 100,7 Prozent). Das übertragene geschenkte Betriebsvermögen über 26 Millionen Euro, sogenannte Großerwerbe, vervierfachte sich fast im Vergleich zum Vorjahr auf 15,7 Milliarden Euro (plus 273,3 Prozent).

Das berücksichtigte Vermögen durch Erbschaften und Vermächtnisse wuchs 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 2,4 Prozent auf 61,2 Milliarden Euro an. Das geerbte Betriebsvermögen stieg ebenfalls - um 22,3 Prozent auf 5 Milliarden Euro. Die Großerwerbe stiegen von 0,6 Milliarden Euro im Jahr 2022 auf 1,4 Milliarden Euro im Jahr 2023.

Auch die festgesetzte Erbschaft- und Schenkungsteuer erhöhte sich um 3,9 Prozent auf 11,8 Milliarden Euro. Dabei entfielen auf die Erbschaftsteuer 7,7 Milliarden Euro (minus 4,5 Prozent) und auf die Schenkungsteuer 4,1 Milliarden Euro (plus 24,9 Prozent).

Das beruhe insbesondere auf einem Anstieg des übertragenen Betriebsvermögens im Wert von über 26 Millionen Euro, erklärten die Statistiker. Im Jahr 2022 betrug der Wert dieser Großerwerbe noch 4,8 Milliarden Euro, 2023 stieg dieser auf 17,1 Milliarden (plus 257,3 Prozent).

Bei der Erbschaft- und Schenkungsteuer gelten Freibeträge, deren Höhe nach dem Verhältnis des Empfängers zum Verstorbenen beziehungsweise Schenkenden gestaffelt ist. Für Ehepartner liegt dieser etwa bei 500.000 Euro. Bei den aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes ist somit zu berücksichtigen, dass sie in der Regel nur solche Erbschaften, Vermächtnisse und Schenkungen erfassen, die über den Freibeträgen liegen.

Es sind vor allem die großen Erbschaften und Schenkungen, die den Ton angeben und die soziale Ungleichheit hochfahren. Nur in 1,5 % aller Fälle kam es im Durchschnitt 2011/2020 zu Erbschaften und Schenkungen von mehr als 500.000 Euro; doch erreichten sie 33,1 % des Gesamtvolumens (Abb. 20434).

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Blog 944 15-07-24: Neuer Zensus zur demografischen Entwicklung - Schon ein Viertel der Gesamtbevölkerung oder 18 Mio. Menschen in Deutschland haben eine Einwanderungsgeschichte


18 Millionen Menschen in der Bundesrepublik oder schon ein Viertel der Gesamtbevölkerung haben eine Einwanderungsgeschichte. Für den Zensus 2022 führte das Statistische Bundesamt einen neuen Begriff ein: Menschen mit Einwanderungsgeschichte. Als solche definiert die Behörde Personen, die entweder selbst oder deren beide Elternteile im Ausland geboren wurden. Entscheidend ist also nicht mehr die Staatsangehörigkeit, sondern wo ein Mensch oder seine Eltern geboren sind. Neu ist auch, dass Kinder, die nur einen zugewanderten Elternteil haben, nicht mehr mitgezählt werden.

Und so haben in Deutschland zwar rund 30 Prozent der Bevölkerung einen Migrationshintergrund, aber nur 25 Prozent eine Einwanderungsgeschichte, wie sich aus dem Mikrozensus 2023 ablesen lässt. Diesen erheben die Statistiker in kürzeren Abständen als den Zensus, die Zahl der Befragten ist beim Mikrozensus kleiner.

Hier zeigt sich, wie schwer die Integration so vieler Menschen, überwiegend aus muslimischen Kulturen, werden wird. Merkels "Wir schaffen das!" war - wie so vieles aus ihrem Munde - nur eine beschwichtigende Lüge!

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Blog 943 14-07-24: Beantragte Regelinsolvenzen im Juni 2024: +6,3 % zum Vorjahresmonat



Die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen in Deutschland ist nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes im Juni 2024 um 6,3 % gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen(Abb. 30039). Sie lag um mehr als 30 % über dem Wert von Anfang 2022. Das entspricht der miesen Wirtschaftsentwicklung insgesamt (Abb. 20789).

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Blog 942 13-07-24: Bombardierung von humanitärer Zone des Gaza-Streifens: Israel mordet immer weiter



Israelische Soldaten im nördlichen Gazastreifen (im November 2023): Immer wieder neue Einsätze an Orten, die bereits als befreit galten und an denen die Israelis nichts zu suche haben


Bei einem israelischen Angriff im Süden des Gazastreifens sind mehr als 90 unbeteiligte Menschen getötet worden. Laut Militärangaben galt die Attacke dem Hamas-Militärchef Mohammed Deif. Unklar ist, ob er dabei getroffen wurde. Deifs Frau, sein sieben Monate alter Sohn und seine dreijährige Tochter wurden 2014 bei einem israelischen Luftangriff getötet. Auch während der Operation Guardian of the Walls im Mai 2021 versuchte Israel ihn zu töten. Im Rahmen des Kriegs in Israel und Gaza 2023 wurde das Haus der Familie im Gazastreifen bombardiert und Vater und Bruder sowie weitere Verwandte von Mohammed Deif getötet. Auch das war purer Terror der Israelis!

Mindestens 289 weitere Menschen seien in der humanitären Zone verletzt worden, teilte die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde mit. Viele von ihnen schwebten in Lebensgefahr, hieß es. Demnach seien auch Zelte von Vertriebenen getroffen worden. Israels Armee teilte auf Anfrage mit, entsprechende Berichte zu prüfen. Das ist immer die gleiche Reaktion; dabei weiß Israels Armee natürlich genau, was sich abgespielt hat.

Laut Angaben der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa gab es am Morgen mehrere heftige Angriffe in der Gegend. Mitarbeiter des nahe gelegenen Nasser-Krankenhauses berichteten, dass es nicht mehr ausreichend Betten gebe, um die große Zahl der Verletzten nach den Angriffen aufzunehmen. Was Israel hier betreibt, entwicket sich zu einer israelischen Form von Holocaust (aus altgriechisch "holókaustos", deutsch ‚vollständig verbrannt'). Man muß es auch Völkermord nennen, der von der faschistischen Netanjahu-Regierung gegen die Zivilbevölkerung in Gaza betrieben wird. Da zählen 90 Menschenleben gar nichts!

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Blog 941 11-07-24: Im 2. Weltkrieg kamen die deutschen Waffen bis nach Stalingrad, jetzt sollen deutsche Raketen Sibirien erreichen können - Nichts gelernt, Herr Scholz?



Laut Bundeskanzler Scholz sei die Entscheidung für die Stationierung von Langstreckenwaffen "keine Überraschung". Sie passe "in die Sicherheitsstrategie" Deutschlands. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die Vereinbarung mit den USA zur Stationierung von Marschflugkörpern in Deutschland erneut befürwortet. Dies sei eine "sehr gute Entscheidung", sagte er beim Nato-Gipfel in Washington, D. C. Deutschland müsse "einen eigenen Schutz haben mit Abschreckung", und dazu seien die Präzisionswaffen notwendig, fügte der Kanzler hinzu.

"Diese Entscheidung ist lange vorbereitet und für alle, die sich mit Sicherheits- und Friedenspolitik beschäftigen, keine wirkliche Überraschung", sagte Scholz weiter. Sie passe "genau in die Sicherheitsstrategie der Bundesregierung". Was für ein Unfug: Seit wann ist es "Friedenspolitik" deutschen Waffen bis nach Sibirien reichen zu lassen?

Deutschland und die USA hatten am Mittwochabend gemeinsam verkündet, dass die US-Armee ab 2026 wieder Langstreckenwaffen in Deutschland stationieren will, zur besseren Abschreckung gegen Russland. Diese Waffen "werden über deutlich größere Reichweite als die derzeitigen landgestützten Systeme in Europa verfügen", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Die russische Regierung hat inzwischen eine Reaktion auf die Stationierung der Waffen in Deutschland angekündigt. Wie diese aussehen soll, ist bislang unklar. Doch kann man sich leider vorstellen, was eine solche Aufrüstungsrunde am Ende an "Friedenspolitik" bedeutet. Scholz belügt das deutsche Volk.

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Blog 940 11-07-24: Israel ist unter Netanjahu ein eindeutig faschistischer Staat geworden - Deutschland und die EU sollten die Beziehungen abbrechen


Die Außenminister der G7-Staaten haben Israels Vorhaben verurteilt, Siedlungen im besetzten Westjordanland zu erweitern. In einer gemeinsamen Erklärung wurden die Pläne als "kontraproduktiv für die Sache des Friedens" bezeichnet. Israel hatte im vergangenen Monat angekündigt, fünf Außenposten im Westjordanland zu billigen, drei neue Siedlungen zu errichten und große Landstriche zu beschlagnahmen, auf denen die Palästinenser einen unabhängigen Staat gründen wollen.

Israel hatte das Westjordanland 1967 im Sechstagekrieg unter seine Kontrolle gebracht und besetzt. Die Oslo-Abkommen von 1993 hatten den Palästinensern eine autonome Verwaltung im Westjordanland und im Gazastreifen übertragen. 2005 zog Israel sich vollständig aus dem Gazastreifen zurück. Im Westjordanland errichtete es jedoch trotz internationaler Proteste in den vergangenen Jahrzehnten Dutzende Siedlungen, die von der Uno als völkerrechtswidrig eingestuft werden. Mittlerweile leben im Westjordanland neben rund drei Millionen Palästinensern auch mehr als 490.000 Israelis.

Im Westjordanland ist die Gewalt seit dem Beginn des Kriegs zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen weiter eskaliert. Seit dem Hamas-Angriff auf Israel vom 7. Oktober vergangenen Jahres wurden nach palästinensischen Angaben im Westjordanland mindestens 561 Palästinenser durch israelische Soldaten oder Siedler getötet. Was Israel hier betreibt, ist Völkermord. Wer, wie die Bundesregierung, Israel weiter unterstützt (auch mit Waffenlieferungen), macht sich mitschuldig.

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Blog 939 11-07-24: So viel könnte eine Steuer für Superreiche in Deutschland einbringen


Milliardäre, die geringere Steuersätze zahlen als ihre Angestellten - ist das fair? Nein, sagen zahlreiche Ex-Regierungschefs und fordern eine Mindeststeuer für Superreiche. Das könnte sie für Deutschland bedeuten:

Die sogenannte Milliardärsteuer: Entworfen hat sie der französische Ökonom Gabriel Zucman, unterstützt wurde er unter anderem von Brasilien, das derzeit die Präsidentschaft der G20-Staaten innehat. Demnach sollten Milliardäre eine jährliche Mindeststeuer von zwei Prozent ihres Vermögens zahlen. Weltweit könnten Steuerbehörden dadurch mit Mehreinnahmen von rund 250 Milliarden Euro rechnen, gab Zucman kürzlich bekannt.

Welchen Effekt hätte eine Milliardärsteuer für Deutschland? Das hat Stefan Bach, Steuerexperte am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), jetzt berechnet. "Je nach Ausgestaltung könnte eine solche Steuer im Inland zwischen 5 und 17 Milliarden Euro jährlich einbringen", sagte Bach dem SPIEGEL. "Damit würden Superreiche wieder stärker besteuert, deren Steuerlast in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gefallen ist."

Bach stützt sich auf die Reichenliste des manager magazins und zusätzliche Berechnungen des Netzwerks Steuergerechtigkeit. Demnach gibt es in Deutschland rund 255 Haushalte mit einem Vermögen von mindestens einer Milliarde US-Dollar, was zum Zeitpunkt von Bachs Rechnung rund 930 Millionen Euro entsprach. Ihr Gesamtvermögen beträgt rund 630 Milliarden Euro. Zieht man jene Superreichen ab, die im Ausland leben, verbleiben noch 482 Milliarden Euro.

Auf diese Summen hat Bach die zweiprozentige Mindeststeuer angewendet. Dabei geht er davon aus, dass für das Vermögen unterhalb von 930 Millionen Euro ein Freibetrag gilt. Ergebnis: Bei inländischen Vermögen ergäbe sich ein Steueraufkommen von 5,7 Milliarden Euro.

Dieses ließe sich auf 16,9 Milliarden Euro steigern, wenn auch Vermögen von mindestens 100 Millionen US-Dollar berücksichtigt werden. Die Zahl solcher sogenannter Centimillionäre in Deutschland steigt: Laut einem neuen Bericht der Unternehmensberatung Boston Consulting Group gab es im vergangenen Jahr von ihnen in Deutschland 3300 - das ist weltweit der drittgrößte Wert.

Die Frage lautet: Wie schwierig wäre es, die Vermögen der Superreichen überhaupt zu erfassen? Vor der Aussetzung der Vermögensteuer in Deutschland war ihr Verwaltungsaufwand vergleichsweise hoch, die Kosten machten rund ein Drittel des Aufkommens aus. Damit argumentieren Gegner gern gegen eine Wiedereinführung. Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) behauptete sogar gerade auf X, der Aufwand fresse die Erträge komplett auf. Das ist natürlich typisch für die unsoziale Haltung der FDP.

Zucman hält das Bewertungsproblem jedoch für lösbar. Er verweist unter anderem darauf, dass viele Länder eine Erbschaftsteuer erheben, für die es bereits etablierte Verfahren zur Berechnung von Vermögen gibt. Auch Bach sieht das in Deutschland als einen guten Ausgangspunkt. Zwar werden nach jetzigem Stand viele Unternehmenserben von der Erbschaftsteuer verschont . Die verwendeten Methoden zur Bewertung von Firmenvermögen funktionierten in der Praxis aber gut.

Bei Vermögen zwischen ein und zwei Millionen Euro geht Bach mit heute gängigen Methoden von Erhebungskosten zwischen vier und acht Prozent des Aufkommens aus. Bei einer Superreichensteuer dürfte der Kostenanteil noch deutlich geringer sein - auch wegen der begrenzten Zahl von Betroffenen. "Wir hätten ein paar Tausend Steuerpflichtige", sagt der DIW-Forscher, "aber ein Milliardenaufkommen".

Die Superreichensteuer dürfte erneut zum Thema werden, wenn sich Ende Juli die G20-Finanzminister in Brasilien treffen. Vorab appellieren fast 20 frühere Staats- und Regierungschefs an das Staatenbündnis, die Steuer einzuführen - darunter Frankreichs früherer Premierminister Dominique de Villepin, die spanischen Ex-Premiers Felipe González und José Luis Rodríguez Zapatero, der niederländische Ex-Regierungschef Jan Peter Balkenende, Chiles frühere Präsidentin Michelle Bachelet und Australiens Ex-Premierministerin Julia Gillard.

"Selten gibt es einen Vorschlag, der uns als ehemalige Führungskräfte auffordert, uns zu vereinen - und den wir als politisch möglich anerkennen", heißt es in dem von der Hilfsorganisation Oxfam organisierten und auf Donnerstag datierten Schreiben, das dem SPIEGEL vorab vorlag. "Dies ist eindeutig ein solcher Vorschlag." Wie einst Warren Buffett argumentieren die Politiker auch mit den unterschiedlichen Steuerbelastungen von Milliardären und Normalverdienern. Steuern seien die Grundlage einer zivilisierten und wohlhabenden Gesellschaft. "Doch in unserer Zeit zahlen die Superreichen der Welt einen niedrigeren Steuersatz als Lehrer und Reinigungskräfte."

Deutschland hat im internationalen Vergleich gemessen an der Wirtschaftskraft besonders viele Milliardäre (Abb. 19864).

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Blog 938 10-07-24: Nochmal zu Blog 935 09-07-24: Und Putin mordet immer weiter: Massenmord mit voller Absicht


Die Bilder des teilweise zerstörten Ochmatdyt-Kinderkrankenhauses in Kiew (Abb. 30037) haben weltweite Empörung ausgelöst. Nun stellt sich heraus, dass der beim Angriff eingesetzte russische Marschflugkörpertyp offenbar zum Teil Komponenten westlicher Herstellung enthält. Das geht aus einem Bericht der "Financial Times" hervor, der auf Aussagen von Waffenexperten und ukrainischen Offiziellen beruht.

Demnach handelte es sich bei der Rakete um einen Marschflugkörper vom Typ Ch-101. Für die Herstellung des fortschrittlichen Marschflugkörpers sei Moskau auf Teile aus westlichen Ländern angewiesen, insbesondere aus den USA, heißt es in dem Bericht. Die Produktion dieses Waffentyps habe sich in Russland seit Beginn des Überfalls der Ukraine fast verachtfacht.

Obwohl Sanktionen Russland von einigen fortschrittlichen Komponenten abgeschnitten haben, setzt der Kreml auf sogenannte Dual-Use-Güter - etwa Mikroprozessoren, die nicht für militärische Zwecke vorgesehen sind. Westliche Technologie sei laut einer ukrainischen Analyse in einem im Januar abgefeuerten Ch-101 gefunden worden - insgesamt seien es 16 westlich hergestellte Elektronikbauteile.

Zwei der Komponenten seien mit dem Markenzeichen des in der Schweiz ansässigen Unternehmens STMicroelectronics versehen gewesen, die übrigen hätten von US-Chipherstellern wie Texas Instruments, Analog Devices und Intel gestammt. Solche Produkte seien hauptsächlich für den zivilen Gebrauch bestimmt, einige seien gar recht alt.

Eine Analyse der Financial Times habe gezeigt, dass russische Unternehmen im vergangenen Jahr in der Lage waren, solche Komponenten auf dem offenen Markt zu kaufen und über China zu importieren. Laut einer Analyse des Präsidialamts der Ukraine, die der "FT" vorliege, könne ein Marschflugkörper vom Typ Ch-101 mehr als 50 verschiedene ausländisch produzierte Teile enthalten, heißt es weiter.

Es ist an der Zeit China zu verdeutlichen, daß es mitschuldig ist für den Angriff auf das Kinderkrankenhaus, weil es kritische Komponenten an Rußland weitergeliefert hat. Scholz und Baerbock und die Menschen in Deutschland, die diese Bundesregierung gewählt haben, sind letztlich mitschuldig für die Ermordung von Kindern in Kiew geworden, weil die Bundesregierung China nicht von der Waffenlieferung an Rußland abgehalten hat, obwohl man wegen des großen Interesses Chinas am Handel mit Deutschland dies durchaus hätte tun können. Sie liebe Leser sollten sich dazu Gedanken machen.

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Blog 937 10-07-24: Pflege immer teurer


Anders als bei der Krankenversicherung trägt die Pflegeversicherung nur einen Teil der Kosten, wenn jemand ins Heim kommt. Auch die Kosten für Unterkunft und Verpflegung müssen Bewohnerinnen und Bewohner und häufig auch noch deren Familien zu einem großen Teil selbst zahlen. All das ist nun abermals teurer geworden. Die selbst zu zahlenden Anteile für Pflegebedürftige stiegen laut einer Auswertung des Verbands der Ersatzkassen (vdek) mit Stand vom 1. Juli im ersten Jahr im Heim im bundesweiten Schnitt auf 2871 Euro pro Monat. Das sind 211 Euro oder 8 % mehr als Mitte 2023. Die Belastungen wachsen damit trotz inzwischen erhöhter Entlastungszuschläge, die sich nach der Aufenthaltsdauer richten.

Mit dem höchsten Zuschlag ab dem vierten Jahr im Heim legte die Zuzahlung im Schnitt auf 1865 Euro je Monat zu. Das sind 91 Euro mehr als zum 1. Juli 2023. Erstmals wurden in die Auswertung zum 1. Juli auch Ausbildungskosten einbezogen, die ebenfalls von den Heimen weitergegeben werden. Dieser Posten wurde aber auch in die Vergleichswerte vom 1. Juli 2023 eingerechnet, wie es zur Erläuterung hieß.

An diesen hohen Zuzahlungen gibt es immer wieder scharfe Kritik. Die Präsidentin des Sozialverbands VdK Deutschland, Verena Bentele, hatte zuletzt davon gesprochen, die hohen Kosten würden den Begriff Versicherung karikieren. "Das darf eine Gesellschaft, die Pflege als wichtige Aufgabe schätzt, nicht hinnehmen. Durch die Kostenexplosion wird Pflege immer weiter zu einem privaten Risiko - und die Politik sieht zu und steuert nicht ausreichend dagegen", sagte sie zu Jahresbeginn.

Seit 2022 gibt es neben den Zahlungen der Pflegekasse auch Entlastungszuschläge, die mit einer Reform der Ampelkoalition zum 1. Januar 2024 erhöht wurden. Der Eigenanteil für die reine Pflege wird damit im ersten Jahr im Heim um 15 statt zuvor 5 Prozent gedrückt, im zweiten um 30 statt 25 Prozent, im dritten um 50 statt 45 Prozent und ab dem vierten Jahr um 75 statt 70 Prozent. Hintergrund für den dennoch wachsenden Eigenanteil sind vor allem höhere Personalkosten für Pflegekräfte.

Den Anstieg der Zuzahlungen konnten die Zuschläge aber nicht voll auffangen, wie die Daten zeigen. Zum Stichtag 1. Juli waren für die reine Pflege im ersten Jahr im Heim im bundesweiten Schnitt nun monatlich 1426 Euro fällig - vor einem Jahr waren es mit dem damals noch niedrigeren Entlastungszuschlag 1295 Euro gewesen. Teurer wurden der Auswertung zufolge auch Unterkunft und Verpflegung in den Heimen. Zum 1. Juli mussten Bewohnerinnen und Bewohner im Schnitt 955 Euro im Monat dafür bezahlen, nachdem es Mitte 2023 noch 888 Euro gewesen waren.

Dabei stieg die Zahl der Pflegebedürftigen von 3,0 Mio. 2016 auf 5,2 Mio. 2023 (Abb. 3001).

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Blog 936 09-07-24: Vom unsozialen Hartz IV zum Bürgergeld und jetzt mit Lügen halbwegs zurück?


Hartz IV war eine schrecklich unsoziale Erfindung der Schröder-Regierung. Ganz egal, wie lange jemand in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt hatte, nach nur einem Jahr war Schluß mit dem Arbeitslosengeld. Die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe zum Arbeitslosengeld II (ALG II) war der Kernpunkt im "Vierten Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt" (Hartz IV). Die im Bundestag und Bundesrat von Regierung und Opposition beschlossene, gleichwohl seither heftig umstrittene Neuregelung trat zum 1. Januar 2005 in Kraft. Die Folge war ein dramatischer Absturz der SPD von 38,2 % bei der Bundestagswahl von 2002 auf nur noch 22,7 %, also wenig mehr als die Hälfte, bei der Bundestagswahl von 2009 (Abb. 20004). Das jedem als Minimum zustehende Bürgergeld, das dann vor zwei Jahren beschlossen wurde, sollte den Schaden reparieren.

Arbeitsminister Hubertus Heil sprach von "einer der größten Sozialreformen der vergangenen 20 Jahre". Ein höherer Regelsatz, weniger Sanktionen, mehr Weiterbildungen und statt Hartz IV ein neuer Name, der den Wandel verdeutlichen sollte. Heute zeigt sich, dass von der Reform nur noch wenig übrig ist. Schon um das Gesetz überhaupt durch den Bundestag zu bekommen, machte Heil Eingeständnisse bei dem Schonvermögen und der Vertrauenszeit. Ein Jahr später führte er ein, dass jemand, der zweimal einen Job verweigert, zwei Monate lang kein Geld mehr bekommt.

Und jetzt will die Regierung erneut entscheidende Teile des Bürgergelds rückgängig machen. So sollen Arbeitslose, die Termine vergessen und Jobs ablehnen, künftig schneller und stärker bestraft werden. Geplant ist, den Regelsatz drei Monate lang um 30 Prozent zu kürzen, wenn jemand nicht mitwirkt. Künftig soll man außerdem dazu verpflichtet sein, weiter als bisher für eine neue Stelle bis zu drei Stunden pro Tag zu pendeln oder sogar dafür umzuziehen. Auch müssen Arbeitslose, die "kurzfristig zur Verfügung stehen", sich demnächst einmal im Monat persönlich im Jobcenter melden.

Die Begründung für all das: Immer wieder wird behauptet, es gebe zu viele Menschen, die Stellen ablehnen, Weiterbildungen abbrechen und lieber Bürgergeld beziehen, als zu arbeiten. Stimmt das wirklich? Aktuell gibt es laut einer Anfrage von ZEIT ONLINE an die Bundesagentur für Arbeit 5,6 Millionen Menschen, die Bürgergeld beziehen. Klingt viel, doch die Zahl muss eingeordnet werden. Knapp 1,5 Millionen davon sind Kinder. Damit darf fast ein Drittel der Bezieher gar nicht arbeiten. Bleiben 4,1 Millionen Menschen - doch 2,2 Millionen davon stehen dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung, weil sie kleine Kinder betreuen, Angehörige pflegen, studieren, in einer Ausbildung sind. Oder sie arbeiten bereits und stocken mit Leistungen auf - das betrifft mehr als 814.000 Menschen.

Bleiben etwa 1,9 Millionen Menschen, die arbeiten gehen könnten, es aber nicht tun. Auch da muss man genau hinschauen: Hunderttausende davon sind Ukrainer, Syrer, Afghanen oder stammen aus anderen Ländern. Unter den Arbeitslosen beherrschen also viele die deutsche Sprache nicht und haben Abschlüsse, die hierzulande nicht anerkannt sind. Sie haben es schwerer, einen Job zu finden. Und nur 24 Prozent der offenen Stellen in Deutschland sind nach Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung für Bewerberinnen und Bewerber ohne Abschluss geeignet.

Um zu beurteilen, wie viele Menschen Arbeit verweigern, muss man einen anderen Wert betrachten: die Zahl derjenigen Bürgergeldbezieher, die sanktioniert wurden. Im vergangenen Jahr waren das gerade einmal 128.415 Menschen. Insgesamt wurden damit 2,6 Prozent aller erwerbsfähigen Bürgergeldbezieher sanktioniert. Die Bundesagentur für Arbeit fasst das in einer Meldung mit einem Satz zusammen: "Damit kommen 97 von 100 Menschen mit Leistungsminderungen nicht in Berührung." Oder anders ausgedrückt: nur ein sehr kleiner Teil der Arbeitslosen.

Es ist auch wichtig, zu unterscheiden, wegen welcher Vergehen diese Menschen sanktioniert wurden. Im vergangenen Jahr wurden 84,5 Prozent aller Kürzungen nur deshalb veranlasst, weil jemand nicht zu einem Termin im Jobcenter erschienen ist. Das wiederum bedeutet aber nicht, dass diese Menschen arbeitsunwillig sind. Wer einen Termin verpasst, hat nicht automatisch keine Lust auf einen Job.

Im Gegenteil. Die Bundesagentur für Arbeit erfasst konkret, wer einen Job, eine Ausbildung oder Maßnahme verweigert hat und deshalb sanktioniert wurde. Dabei geht es nur um insgesamt 15.777 Personen. Bei 5,4 Millionen Bürgergeldempfängern und davon 1,9 Millionen Arbeitslosen, die theoretisch arbeiten könnten, ist das eine verschwindend kleine Zahl. Braucht es wegen dieser kleinen Gruppe wirklich verschärfte Sanktionen - oder handelt die Regierung damit populistisch, um die laute Opposition zu besänftigen?

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Blog 935 09-07-24: Und Putin mordet immer weiter: Massenmord mit voller Absicht



Ein Arzt trägt ein Kind aus dem angegriffenen Krankenhaus in Kiew (8. Juli 2024)


(Aus der "ZEIT":) "Ein Kinderkrankenhaus mitten in Kiew, getroffen von einer russischen hoch technisierten, tödlichen Rakete. Stunden danach sitzen Mütter zwischen den Trümmern, ihre Söhne und Töchter, die in der Klinik behandelt wurden, am Tropf hängend auf ihren Schößen (Abb. 30035, 30036). Andere müssen bangen, während Hunderte Freiwillige zwischen den Trümmern nach Überlebenden suchen. Es ist nicht der einzige Angriff an diesem Tag, fast 40 von Putins tödlichen Raketen treffen das Land. Mitten am Tag, als viele auf den Straßen unterwegs sind, nahezu schutzlos. Trümmer einer Rakete bringen einen ganzen Hauseingang zum Kollabieren. Für manche kommt die fürchterliche Gewissheit: Tote Kinder werden geborgen. Eine Uno-Expertin nennt das einen der ungeheuerlichsten Angriffe seit Beginn der Invasion."

"Dieser Terror ist so weit jenseits von allem Vorstellbaren, er lässt sich kaum in Worte fassen, die nicht pathetisch klingen. Man stelle sich vor, ein Marschflugkörper schlüge in die Kinderstation der Berliner Charité ein. Man stelle sich vor, dort sei die kleine Tochter, der kleine Sohn zur Behandlung. Vielleicht hilft es, einmal gedanklich die Trümmer wegzuräumen, das Blut und die Rauchschwaden. Ohne die Faszination des Abgrundes bleibt nach einem Raketeneinschlag: Jemand, der oder die einem am Herzen liegt, den man geliebt hat, ist tot, er oder sie ist einfach nicht mehr da. Es gibt keine gemeinsame Zukunft mehr."

"Dieser Terror ist der Alltag, in dem die Menschen in der Ukraine leben. Der Schmerz lässt sich ohnehin schon kaum nachvollziehen, schon gar nicht aus der Ferne. Das Entsetzen darüber ist auf dem beobachtenden Hochsitz im Westen einer schrecklichen Abgestumpftheit gewichen."

"Natürlich, Abstumpfungseffekte sind in Kriegen und Krisen normal, sie verhindern, dass der Mensch als Zeuge des Leids daran wahnsinnig wird. Für die Leidenden selbst jedoch ist das lebensgefährlich. Es ist auch nicht einfach eine Nebenwirkung geostrategischer Auseinandersetzungen, es ist Putins Plan. Massenmord mit voller Absicht. Gleich zu Beginn des großen Angriffskrieges zerbombte Russland eine Geburtsklinik in Mariupol. Das Bild der hochschwangeren Frau zwischen den Trümmern ging damals um die Welt. Entsetzen. Putin ließ in Irpin und Butscha Alte, Frauen und Kinder ermorden, foltern und vergewaltigen. Er brandschatzte und plünderte die Häuser von Zivilisten. Entsetzen. Putin sprengte den Kachowka-Staudamm, Tausende mussten ihre Häuser verlassen, um nicht zu ertrinken. Gemäßigtes Entsetzen. Putin lässt seit Kriegsbeginn Zehntausende Kinder aus den besetzten Gebieten nach Russland deportieren. Gemäßigtes Entsetzen. Brandbomben, Folterkammern, Minenfelder, Vertreibung, Angriffe auf Essensausgabestellen und Hilfsorganisationen, auf Feuerwehrstationen und Kliniken, auf Schulen und Wohnhäuser. Angriffe auf Umspannwerke und Atomkraftwerke, um die Menschen im Winter ohne Strom und Heizung frieren zu lassen."

"Russlands Strategie geht auf, die starken Angriffe am Montag haben das einmal mehr gezeigt. Nicht weil es mit seinen Raketen strategische Ziele unschädlich gemacht hätte, sondern weil Putin sich dessen vergewissern konnte, dass seinem Angriff kaum noch größere Empörungswellen folgen, es schwappt und plätschert gerade noch so an den Beckenrand. Empörung und Entsetzen über den Terror sind kein Selbstzweck, nicht bloß moralische Selbstvergewisserung. Sie haben eine sehr reale, politische Funktion. Schock hält wach, Kriegsmüdigkeit macht träge. Das übersetzt sich in mediale Aufmerksamkeit und den öffentlichen Diskurs."

"Debatten über die Ukraine werden im Westen längst viel kühler geführt als noch vor Monaten. Orbán versuchte sich in Friedensgesprächen mit Putin (und scheiterte kolossal). Deutschland diskutiert über Bürgergeldstreichungen für ukrainische Kriegsdienstverweigerer, als ginge es dabei darum, in einer Kaserne Stiefel zu putzen und Salutieren zu üben und nicht, mit zu wenig Munition und in Unterzahl in den Schützengräben vor Charkiw und im Donbass erschossen zu werden. Linke wie rechte Kreml-Sprechpuppen sinnieren von einer sicheren Westukraine. Putin hat mit seinem Angriff auf ein Kinderkrankenhaus die Temperatur gemessen. Zufrieden dürfte er feststellen: Es ist kühl geworden in Europa."

Es wird Zeit, daß die Nato über Rußland ein Total-Embargo verhängt, solange Putin das Land regiert, und daß das Embargo dann auch für Umweg-Lieferungen an Rußland, wie sie derzeit über Kasachstan und Indien erfolgen, gilt. Rußland ist ein vergleichsweise sehr armes Land, in dem die Bevölkerung die Folgen eines Embargos sehr schnell spüren würde. Die russische Wirtschaftsleistung pro Bevölkerung ist selbst in Kaufkrafteinheiten nur etwa halb so groß wie die deutsche, und sehr viel davon geht am Volk vorbei in den militärischen Bereich und Putins Kriege.

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Blog 934 09-07-24: Merkel wird 70 - Ein voreiliger Nachruf


Am 17. Juli wird Angela Merkel 70. Die 16 Jahre ihrer Regierung waren für Deutschland eine bleierne Zeit des Stillstands. Aus einem Artikel in der NZZ: "Merkel brauchte die unklare Lage, um tun zu können, was sie 16 Jahre lang tat: auf Sicht zu fahren. Politik war ihr die Kunst, Kompromisse zu schmieden, Apparate zu bändigen, den Tag zu nutzen. Daneben war sie durchaus um ihren Platz in der Geschichte besorgt. Gesetzt sein dürften in den Annalen Kapitel über die Kanzlerin der Willkommenskultur, die verkündete, daß sich Grenzen nicht schließen ließen.

Merkel wünschte sich letztlich Ruhe im Karton. Noch zu ihrer Amtszeit sagte sie, die Aufgabe von Politik sei es, "daß wir möglichst wenig übrig lassen sollen, worüber man sprechen muß". Der "Zeit" vertraute sie an, sie hätte rückblickend an keiner Stelle lieber anders gehandelt.

Merkel sah in ihrer faktisch entgrenzten Migrationspolitik, den Gradmesser dafür, ob Deutschland seine historische Lektion gelernt habe - und ob sie selbst auf der richtigen Seite der Geschichtsbücher landen werde. Auch ihrer Politik hielt sie es 2015 zugute, dass die Welt "Deutschland als ein Land der Hoffnung und der Chancen sieht, und das war nun wirklich nicht immer so."

Heute zeigen die sich auftürmenden Probleme in den Kommunen, auf dem Wohnungsmarkt, bei den Sozialversicherungen, wie falsch Merkel mit dieser Migrationsromantik lag. Der Ukraine-Krieg wiederum ist das größtmögliche Unglück für Merkels, Steinmeiers und Gabriels Russlandpolitik, ganz zu schweigen von der Schalheit der steten Appelle Merkels an den "Zusammenhalt aller, die in Deutschland leben". Auch die deutsche Volkswirtschaft konnte in Merkels 16 Regierungsjahren nur um durchschnittlich 1,1 % pro Jahr zulegen, eine sehr magere Wirtschaftsentwicklung, nahe an der Stagnation.

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Blog 933 08-07-24: Fit bis ins hohe Alter


Die Deutschen haben nach Griechenland und Tchechien mit 80,7 Jahren die kürzeste Lebenserwartung in Europa, fast 3 Jahre weniger als in der Schweiz (Abb. 19824). Umso mehr will man verstehen, wie man im Alter selbstständig, geistig und körperlich gesund bleiben kann.

Aus der FAZ: Im Alter selbstständig, geistig und körperlich gesund zu bleiben - das ist möglich. Ratschläge gibt es viele. Forscher verraten drei Faktoren, auf die es wirklich ankommt. Möglichst lange selbständig, gesund und geistig wach zu bleiben und noch den 100. Geburtstag zu feiern - davon jedoch träumen viele. Das ist nicht nur möglich. Die Forschung rüttelt derzeit gar an der Frage, ob ein schwindendes Gedächtnis, kognitiver Verfall und Gebrechlichkeit überhaupt zwangsläufig zum Altern gehören. Der Gegenbeweis sind die Super-Ager. Das sind Menschen, die jenseits des 80. Lebensjahrs in Gedächtnistests noch abschneiden, als wären sie dreißig Jahre jünger. Wie viele Menschen Super-Ager sind, ist unklar. Zwar haben nur wenige im Alter ein derart fittes Denkorgan. Wissenschaftler hoffen aber, von diesen Extrempersonen etwas für die Allgemeinheit zu lernen.

Gedächtnisforscher Emrah Düzel vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen in Magdeburg beschäftigt sich damit, was Super-Ager besonders macht. Sind sie resilient gegen Alterungsprozesse, die uns mit den Jahren Gehirnzellen verlieren lassen? Sind die winzigen Blutgefäße im Hirn bei ihnen durch besondere Mechanismen gefeit davor, Schaden zu nehmen - und versorgen das Hirn deshalb besser als bei normalen Menschen mit Sauerstoff und Nährstoffen? Können sie die Proteine bekämpfen, die sich im Gehirn alter Menschen ablagern und die Nervenzellen stören?

Von den Gehirnscans und Untersuchungen der Super-Ager waren Düzel und sein Team überrascht. "Tatsächlich scheinen Super-Ager einfach ein sehr gesundes Gehirn zu haben", sagt Düzel. Ihr Gehirn war kaum geschrumpft, die Blutgefäße waren intakt, Proteinablagerungen fehlten. Das regt die Frage an: Was ist normales Altern? Sind womöglich die Super-Ager diejenigen, die biologisch normal sind?

Die Gehirngesundheit im Alter wird von vielen Faktoren über das Leben hinweg beeinflusst: dem Stoffwechsel, der Ernährung, Krankheiten wie Bluthochdruck, der Gesundheit der Blutgefäße und dem Lebensstil. "Wenn diese Faktoren optimal sind, könnte ein stabiles Gedächtnis bis 80 regelhaft sein", vermutet Düzel. Um ein echter Super-Ager zu werden, müsse wahrscheinlich auch eine genetische Veranlagung vorliegen, die aber bislang unbekannt ist.

Davon abgesehen, dass die Gehirne der Super-Ager sehr gesund wirkten, weisen sie noch eine Besonderheit auf, berichtet Düzel: Ein Bereich des vorderen Teils des Gyrus cinguli war im Vergleich relativ groß. Dabei handelt es sich um eine Region, die mit Beharrlichkeit und der Fähigkeit, Anstrengungen aufrechtzuerhalten, in Verbindung gebracht wird. "Das könnte die Grundlage dafür sein, dass Super-Ager ei-nen gesünderen Lebensstil pflegen." Aber nicht jeder, der gesund lebt, wird ein Super-Ager, betont Düzell.

Wie gesund und fit wir im Alter sind und wie gut unser Gedächtnis funktioniert, können wir dennoch beeinflussen. Studien zeigen: Die Gene bestimmten nur zu etwa 25 Prozent, wie alt wir werden können. Vier von zehn Demenzerkrankungen ließen sich theoretisch verhindern, berichten Forscher in "The Lancet" im Jahr 2020, wenn bestimmte beeinflussbare Faktoren vermieden würden: Darunter Rauchen, Einsamkeit, Übergewicht, übermäßiges Alkoholkonsum, körperliche Inaktivität, schlechter Schlaf. Wie sich das Beste aus dem Alter herausholen lässt, dazu hat die Wissenschaft konkrete Vorschläge.

Betritt man ein Fitnessstudio, sieht man an den Rudermaschinen oder auf den Laufbändern viele Männer und Frauen - doch nur wenige von ihnen sind älter als 80 Jahre. Dabei ist gerade im Alter die Muskelkraft entscheidend. "Durch regelmäßiges körperliches Training lassen sich Alterungsvorgänge günstig beeinflussen", sagt Sportmediziner Winfried Banzer, der unter anderem die Abteilung Präventiv- und Sportmedizin an der Goethe-Universität Frankfurt am Main leitet.

Graue Haare, Falten und steife Gelenke sind Ausdruck der Alterungsprozesse, die in den Zellen über die Jahre ablaufen: Dort sammeln sich zum Beispiel Abbauprodukte, der Müll des Stoffwechsels, weil die Autophagie, die Selbstreinigung, erlahmt. Die DNA wird anders abgelesen. Zellen teilen sich langsamer und hören irgendwann ganz damit auf. Überall im Körper nehmen latente Entzündungen zu. Die Muskelmasse schwindet ab dem 30. Lebensjahr, nach dem 50. Geburtstag sogar rapide. Im Alter von 80 Jahren ist kaum mehr die Hälfte der Muskelfasern in den Gliedmaßen übrig. Dieser Muskelverlust, die sogenannte Sarkopenie, lässt sich nicht komplett aufhalten - aber abbremsen.

Wäre Sport ein Medikament, würde man es als Wundermittel für das Alter bezeichnen: Wer schon im mittleren Alter regelmäßig Sport treibt, senkt sein Risiko, an Demenz zu erkranken. Sport hilft bei Depressionen, verlangsamt den Verfall der kognitiven Fähigkeiten, macht zufriedener und schützt das Gedächtnis.

Muskeln sind zudem ein aktives Organ, das den restlichen Stoffwechsel beeinflusst. Sie schütten bei Bewegung Botenstoffe in die Blutbahn aus, die sogenannten Myokine, die viele Vorgänge im Körper positiv beeinflussen. Das Myokin Irisin etwa verbessert die Funktion von Nervenzellen, lindert Entzündungen und könnte so womöglich vor Alzheimer schützen.

Wer im hohen Alter sportlich aktiv bleibt, der bewahrt zudem seine Selbständigkeit: Man kann sich schneller bewegen, hat eine bessere Balance und stürzt nicht so schnell. Das ist umso wichtiger, da Knochen im Alter fragiler werden - oft führt ein Sturz zu einer Fraktur und ist der Beginn einer Odyssee aus Operationen, Klinikaufenthalten und Bettruhe. Viele erholen sich davon nicht mehr.

Doch welcher Sport ist der richtige? Die Ratschläge sind verwirrend - mal heißt es, man soll Stunden an der Hantelbank verbringen, dann wird behauptet, kurze Spaziergänge reichten aus. Die Bewegungsempfehlung der Bundesregierung lautet: Im Alter sollte man 150 Minuten Ausdauersport pro Woche betreiben. "Das wäre zum Beispiel Joggen oder Nordic Walking in einem Tempo, in dem man sich noch unterhalten kann", sagt Banzer.

In der "The Copenhagen City Heart Study" haben Forscher 2018 an mehr als 8500 Menschen verschiedene Sportarten verglichen. Sie bescheinigen besonders Tennis, Badminton, Fußball, Schwimmen und Joggen eine lebensverlängernde Wirkung. Joggen lässt einen rund drei Jahre länger leben, Tennis sogar zehn.

Was viele nicht wissen: Im hohen Alter ist Krafttraining wichtig. "Das hat den größten Effekt auf die Morbidität", sagt Banzer. Idealerweise solle man zwei- oder dreimal die Woche rund 45 Minuten Krafttraining betreiben, meint er. Dabei sind Geräte, die große Muskelgruppen fordern - etwa den ganzen Rücken oder die Beine -, nützlicher, als gezielt Bizeps-Übungen zu machen. Man sollte sich professionell beraten lassen, sagt er. Auch wer erst im Rentenalter mit dem Training beginnt, kann noch enorme Muskelkraft entwickeln, zeigen zahlreiche Studien.

Besonders im Alter sollte man auf seine Ernährung achten. "Ältere Menschen haben einen höheren Bedarf an Eiweiß", erklärt Kristina Norman, die unter anderem an der Charité die Zusammenhänge zwischen Alterungsprozessen und der Ernährung erforscht. Während junge Menschen nicht mehr als 0,8 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht zu sich nehmen sollten, liegt der Bedarf bei älteren Menschen bei mindestens einem Gramm.

Im Alter gilt es nicht nur, dem Muskelschwund entgegenzuwirken, sondern auch der sogenannten anabolen Resistenz: Der Körper kann Protein aus der Nahrung weniger gut aufnehmen und für den Muskelaufbau verwerten. Um genügend Eiweiß zu verzehren, muss man nicht jeden Tag Putenbrust essen. Joghurt, Eier oder Soja liefern ebenfalls Protein. "Wenn man nicht mehr so viel essen möchte oder kann, ist es wichtig, dass die Proteinquellen hochwertig sind", sagt Kristina Norman.

Wer sich gesund ernährt, schützt sich vor vielen Volkskrankheiten - von Adipositas, Diabetes Typ 2, Demenz bis zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Gemäß einer Auswertung der UK Biobank in "Nature Food" kann die richtige Auswahl des Essens uns bis zu zehn Lebensjahre schenken. Den größten Nutzen hat, wer schon in jungen Jahren viele Hülsenfrüchte, Gemüse, Nüsse, Vollkornprodukte und gute Öle zu sich nimmt. Langlebigkeitsexperten empfehlen zudem Fisch und Fette aus pflanzlichen Quellen.

Vermeiden sollte man übermäßigen Zucker, hochverarbeitete Lebensmittel wie Tiefkühlpizza und rotes Fleisch. Zum Beispiel scheinen gesättigte Fettsäuren, die in Butter oder Schnitzel stecken, auf Zellebene zu Entzündungen zu führen, etwa im Gehirn. Das ist wiederum ein Faktor im Alterungsprozess.

Welche Lebensmittel genau für ein gesundes Altern wichtig sind, dazu gibt es zahllose Theorien. Im Buch "How Not to Age" hat der Arzt und Ernährungswissenschaftler Michael Greger viele Studien ausgewertet: Für ihn sind Nüsse, Salate und Beeren wahre Jungbrunnen - sie liefern etwa Antioxidantien oder wichtige Nitrate.

Auch Lebensmittel für eine gesunde Darmflora zählen - Ballaststoffe oder Fermentiertes. Denn im Alter werden die Bakterienstämme, Viren und Parasiten im Darm weniger vielfältig. Für eine in "Current Biology" veröffentlichtete Studie haben italienische Forscher 2016 Stuhlproben von 24 Menschen analysiert, die durchschnittlich 106 Jahre alt waren. Die Super-Senioren wiesen ein überraschend komplexes Mikrobiom auf und besonders viele Bakterien, die mit Gesundheit assoziiert werden, wie Bifidobakterien.

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Blog 833 21-04-24: Der Fluch der Demenz-Erkrankung